Kunst tangiert Herz und Verstand
Kunst, die das Zweckhafte überschreitet, kann das menschliche Sein bereichern. Das, des künstlerisch Tätigen. Weil, das Innere bewegt und nach Außen transportiert und transformiert werden kann. Gleichzeitig das, der Wahrnehmenden. Weil, sie auf irgendeine Weise berührt, angezogen oder abgestoßen, inspiriert oder verwirrt werden. Kunst tangiert Herz und Verstand. Emotionen und Gedanken. Darum ist das Erleben von Kunst auf die eine oder andere Weise für mich besonders wertvoll.
Definitionsfrage
Ob bildende, angewandte, prozessorientierte, literarische, darstellende, auditive oder digitale Kunst als solche angesehen wird, hängt von der subjektiven Anerkennung ab. Diese wiederum ist kulturell und zeitgenössische geprägt und stark von der allgemeinen, monetären und präsentierten Wertschätzung beeinflusst. Kunst ist damit etwas Individuelles und Kollektives. Korrelierend. Dabei unfassbar vielfältig, wandel- und veränderbar. Die kreative Ausführung, der Akt des Tuns und Schaffens, die Präsentation und die Wirkung auf Andere scheint „Kunst“ in jeglicher Form auszumachen. Mal abgesehen von diesen Kriterien, gibt es keine eindeutige Definition. Was also ist Kunst? Materialisierung von Empfindungen, Ausdruck von Gedanken, Kreation, Lern-, Schaffens- und Erlebnisprozess, Inspiration, Verbindung, Wahrnehmung, Tätigkeit, Resonanz, Praktik, Technik, Ästhetik, Kreativität, Faszination, Präsentation und Dokumentation – das ist Kunst. Für mich. Und für dich?
Herz und Verstand tangiert
Jede künstlerische Tätigkeit hat ihre eigenen Vorzüge. Mit der Fotografie zum Beispiel kann sich der Blick auf die Welt verändern. Mit Tanz oder durch „Performance Art“ kann der Körper anders bewegt und erlebt werden. Bei Zendoodles steht die Entspannung im Vordergrund. Bei Fluid Art können die Emotionen mit den Farben fließen. Beim Tätigsein bzw. im Prozess wird sich konzentriert und die Gedanken pausieren. Puls- und Atemfrequenz verändern sich. Die Sinne, Aktivitäten im Gehirn und die Gefühlswelt werden stimuliert. Es geht etwas im Körper vor. Das, was mit dem Verstand nicht begriffen werden kann, bekommt Raum.
Und am Ende muss kein Produkt entstehen, nicht mal eine bestimmte Technik muss beherrscht werden. Es muss nichts Ästhetisches oder Nützliches herauskommen und keinen Geschmäckern entsprechen (nur uns selbst). Ganz für sich kann der Vorgang wirken. Das Entstehende bzw. Entstandene, das im inneren Wirkende, muss keine Verbindung zu Bestehendem haben. Es muss nicht mal Sinn ergeben. Somit eröffnet sich eine Möglichkeit ohne Leistungsgedanken auszuprobieren und herauszulassen. Ist der Kunstschaffende konform mit seinem Werk, möchte sogar die Reaktion von Anderen erfahren, zeigen, teilen und offenbaren, gibt es die unterschiedlichsten Mittel und Wege dazu. Bei alldem wird vorwiegend das Innere (mit „Herz“ versinnbildlicht) berührt und räsoniert, was eine Basis für Weiterentwicklung schafft.
Über Kreativität, die bei künstlerischer Tätigkeit zum Einsatz kommt und beim Erleben von Kunst eine tragende Rolle spielt, sagte Mary Lou Cook: “Creativity is experimenting, growing, taking risks, breaking rules, making mistakes and having Fun.“ Für mich geht es genau darum.
Bei der Kunstbetrachtung bzw. dem Kunsterleben, das Einlassen auf das, was andere offenbaren, geht es für mich mehr um das Bewusste. Den Verstand. Das Kognitive. Das Bewusst-werden. Selbst wenn ich mich inspiriert fühle, laufen die Überlegungen zur Umsetzung viel deutlicher ab. Es geht um das Bemerken. Wahrnehmen. Reflektieren. Hinterfragen. Herausfinden. Neue Verknüpfungen. Warum und wie wirkt etwas auf mich? Welche Denk- und Sichtweisen habe ich? Wie konzentriere ich mich auf meine Wahrnehmung? Welche Empfindungen werden geweckt und was macht das mit mir? Und was wollen Kunstschaffende mit ihrem Tun ausdrücken, in neues Licht rücken, aufzeigen oder provozieren? Was von sich offenbaren sie?
Andere (neue) Gedanken kommen. Zum Beispiel beim Besuch einer Ausstellung über Wolken. Beim Eintauchen in digitale Kunst, die Gefühle der Sehnsucht darstellt, bewegt und mit Musik verbindet. Beim Betrachten von Tape Art, die fasziniert, weil etwas so scheinbar Gewöhnliches für Großartiges genutzt werden kann. Selbst die spätere Ansicht eigner Kunstwerke bewegt etwas. Die Eindrücke des Erlebnisses wollen verarbeitet und (vielleicht) geteilt werden. Sie erweitern. Darauf eingelassen, verändern sie sogar.
Haltungsfrage
Kunst (zu erschaffen) kann wirken. Auf mich (ohne Ambitionen eine Künstlerin oder Kunstkennerin sein zu wollen) tut sie es. Ich genieße künstlerische Aktivitäten. Finde es sogar befreiend frustriert ein Papier zu zerreißen im Prozess, wenn ich den Impuls dazu habe. Hänge oder bewahre auf, was mir gefällt. Ich schätze es, wenn Kunst von Anderen auf mich wirkt und mag es darüber nachzudenken.
Sich Zeit für Kunst (eigene oder die von Anderen) zu nehmen, ist ein Luxus?! Den Zugang und die finanziellen Mittel dazu zu haben ist nicht selbstverständlich. Kunst tangiert Herz und Verstand. Verbindet beides sogar. Manchmal vergesse ich das. Darum steht es jetzt hier. Darum erlaube ich sie mir. Das ist meine Haltung.
Wie ist das bei dir? Bist du kunstaffin? Siehst du die Vorteile von Kunst wie ich? Oder spielt für dich Kunst in deinem Leben keine Rolle?
Eure Anne
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