Der erste runde Geburtstag. Ein Jahrzehnt ist vergangen. Meine Tochter ist nun bereits seit zehn Jahren auf der Welt. Sie, uns und das Leben wollten wir ausgelassen feiern. Doch es kam anders. Dem zum Trotz hatte ich eine tröstende Idee.

zehnter Geburtstag

Das Tochterkind hatte sich sehr auf ihren Geburtstag gefreut. Seit Anfang des Monats hatte sie ihrem Ehrentag entgegengefiebert. Diesem Tag, an dem sie von Einstellig auf Zweistellig wechselte. Wie jedes Jahr hatten der Sohn und ich am Vorabend geschmückt und den Geburtstagstisch vorbereitet. Er hat den Kerzenzug in Herzform positioniert, was ich besonders schön fand. Und wir schliefen erwartungsvoll ein.

Was soll ich sagen, die Nacht war bescheiden. Die Tochter musste sich mehrmals übergeben und ich wischen. Am Morgen schleppte sie sich zwar ins Wohnzimmer, aber mehr als Kerzen auspusten ging nicht. Das war ihre einzige klassische Geburtstagsaktion. Der Tag zog dann an ihr vorbei. Sie verbrachte ihn schlafend und fiebernd. Weitere Einzelheiten erspare ich euch.

Abends zu ihrer Geburtszeit sang ich leise für sie „Happy Birthday“. Ein müdes Lächeln huschte kurz über ihr Gesicht. Dann versank sie wieder im Land der Träume. Ich habe das Strahlen in den Augen der Tochter und ihre ansteckende Energie sehr vermisst. War traurig, dass wir die geplanten Sachen nicht machen konnten und ich ihre Party absagen musste. Kein Konfetti wirbelte. Es gab kein Küchentänzchen. Der Tag verging so. Ungewürdigt. Ungefeiert.

von einem Gedanken zur Idee

Als ich da so im Dunklen lag und meine Gedanken wirbelten, blitzte ein Gedanke auf. „Lebe jeden Tag als sei es dein Geburtstag.“. Obwohl ich diesem Spruch gegenüber zwiespältig bin, positiv Denken allein reicht nunmal nicht, außerdem hat jeder Mensch nur einmal im Jahr Geburtstag (Das macht diesen Tag doch besonders.), keimte eine Idee. Wir würden Geburtstagsaktionen, das Geschenke auspacken, Kuchen essen und mit Freunden etwas unternehmen zum Beispiel, nachholen. Doch das Leben, das Vergangene, die Entwicklung, die Gegenwart und Zukunft, die Einzigartigkeit des Tochterkindes und uns als Familie werden wir ein Jahr lang an jedem kommenden Tag 4 Minuten würdigen. Eine tröstliche Idee. 1440 Minuten hat ein Tag. Verteilt auf 364 folgende Tage macht das pro Tag fast 4 Minuten. Wir runden einfach auf.

Wir feiern jeden Tag 4 Minuten Geburtstag.

Innehaltend, ganz bewusst, im Hier und Jetzt, allem, was uns herausfordert, traurig macht, besorgt oder stresst, zum Trotz werden wir uns jeden Tag die Zeit nehmen uns etwas Gutes zu tun, etwas zu machen, was uns ein Lächeln ins Gesicht zaubert, was die Welt um uns verschönert, was in Erinnerung ruft, in eine anderes Licht rückt… Vier Minuten sind machbar (und bei Bedarf erweiterbar). Außerdem stellt die Idee die anderen Ereignisse eines Tages nicht in den Schatten. Erstmal sind die Kinder ganz begeistert von meinen Überlegungen. Die ersten Aktionen bereitet uns Freude. Eine schmeckte. Eine ließ uns zusammenrücken.

Es ist schön, dass meine Tochter geboren ist, mich zur Mama machte und ich bin gespannt, was das nächste Jahr und das kommende Jahrzehnt bringt. Möge viel Gutes und Zauberhaftes dabei sein…

Wie würdest du jeden Tag 4 Minuten Geburtstag feiern? Vorschläge sind willkommen.

Eure Anne