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Mit der Geburt eines Kindes verändert sich die Welt. Oder?

Mit der Geburt eines Kindes verändert sich die Welt. Oder?
Ehrlicher Weise denke ich: Es wäre traurig, schräg, verrückt und auch ein bisschen bekloppt, wenn sich mit der Familienerweiterung, sprich der Geburt eines Kindes, nichts im elterlichen Leben ändert. Ich meine, das neue Leben ist weder ein Anschauungsmaterial, noch Dekoration. Es besitzt weder eine Bedinungsanleitung, noch einen Ausschalter.

Veränderung mit Kind

Egal in welchem Alter der Nachwuchs ist, er bringt Bedürfnisse, Fragen und Aufgaben mit, die wir als gute Eltern angehen wollen und sollten. Oder?

Was also hat sich geändert seit ich Mutter bin? 

Ich habe diese Frage – dank Frida von 2KindChaos – in meinem Kopf gewälzt.

Erste Impulse: In vergangener Zeit konnte ich selbstbestimmter meinen Feierabend gestalten, hingehen wo ich wollte, alleine Kekse essen und überhaupt. Früher konnte ich ungestört Zeit im Bad verbringen. Bevor ich Kinder hatte, war ich nicht „die Mama von“. Das Leben war unstrukturierter bzw. andere Dinge haben den Takt angegeben.

Amüsante, gleichzeitig schon fast/sehr klischeehaft daherkommende Begebenheiten kamen mir in den Sinn.

Schlussendlich hat sich eine Menge verändert. Die Prioritäten liegen anders. Die Kinder kommen (fast immer) an erster Stelle. Doch auch mein Wohl liegt mir in anderem Maße am Herzen. An Bedeutung gewonnen hat auch die Achtsamkeit und Wertschätzung Menschen, Tieren und Dingen gegenüber. Wir ernähren uns bewusster, schauen, welches Lebensmittel woher kommt, wollen langlebige Dinge kaufen und im Miteinander mehr lächeln.

Ordentlich war es übrigens noch nie bei mir. Es gab nur zwei kurze Episoden in meinem Leben, wo ich das Bedürfnis hatte aufzuräumen. Beides Mal stand die Entbindung kurz bevor. Zu allen anderen Zeiten herrscht(e) Chaos. Meine Mama sagt immer: Die rote Ordnungslernkiste hätte versagt. Besagtes Objekt wurde gemeinsam gekauft und sollte für Ordnung im Kinderzimmer sorgen. Kein Erfolg. Das zieht sich durch.

Die Kinder machen unser Leben nicht wirklich chaotischer.

Es ist an manchen Punkten schlechter planbar. Unvorhergesehende Dinge können eintreten – jetzt im Kleinkindalter müssen besonders oft krankheitsbedingt Verabredungen abgesagt oder Termine geschoben werden -, aber im Großen und Ganzen ist weder unsere Wohnung noch unser Leben wüster.

Zwischenzeitlich schwirrte durch meinen Kopf die Frage, ob die Veränderungen von der Zeit aka der persönlichen Entwicklung, der Lebenserfahrung oder von den Kindern herrührt…

 

Meine Mamamodifikation

Was mir, wenn es sich ins Bewusstsein schiebt, immer den Atem raubt, ist die Tatsache, dass ich nicht mehr nur an meinem Leben hänge sondern vorallem am Leben der Kinder.

Mir rutscht das Herz in die Hose, wenn das Handy klingelt und auf dem Display die Nummer vom Kindergarten erscheint, wenn der Fuß beim Klettern abrutscht, ein Auto (nicht mal in unserem Radius) so abrupt bremsen muss, dass die Reifen quitschen oder Horrormeldungen sich durch die Presse in meinen Kenntnisbereich schieben.

Ich kämpfe regelmäßig gegen den Wunsch die Kinder in Watte zu packen. Ich möchte sie vor allem Bösen schützen, sie aufopferungsvoll umwabbern und doch lieber jetzt schon mit Peilsender ausstatten.

Doch sie brauchen Luft zum Atmen und Raum zum Erleben. Und als ihre Mama muss ich mit diesem Gefühl leben und Fürsorge und Schutzmaßnahmen in Einklang bringen. Das Aushalten-Müssen, Loslassen-Müssen und Vertrauen-Schenken-Müssen sind neue Teile in meinem Selbstpuzzel.

Als Mama trage ich nicht nur die Verantwortung für mein Dasein, sondern für die anderen Familienmitglieder auch. Erschreckend finde ich die Vorstellung, dass ich die Kinder für den Rest ihres Lebens „versauen“ könnte. Andererseits muss ich mir nicht die Rettung der ganzen Welt auf die Fahne schreiben. Es reicht, wenn ich für diese Zwei da bin.

Wie kostbar ein Leben ist, wird mir die Tage wieder sehr bewusst. 

Niemals möchte ich meine Kinder in meinem Leben missen. Ja, es gibt anstrengende Zeiten und Herausforderung und Erfahrungen, auf die ich gerne verzichtet hätte. Aber all das stellt ihre Existenz nicht in Frage.

Wir haben nur ein Leben. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen. Wir werden nie wieder die Schwangerschaft, die Geburt und den Moment des ersten Mal im Arm halten erleben. Wir können keinen Einfluss mehr nehmen auf diese Augenblicke, die unsere ganze Welt verändert haben. Was wir können, ist jedoch das Jetzt zu gestalten.

Wir können am Ende unsere Kinder nur in die Arme nehmen und ihnen sagen, dass wir sie lieben! Sie haben einen Großteil dazu beigetragen, dass wir wir sind.

Modifiziert hat sich bei mir der Wunsch, dass für meine Lieben die Welt ein besserer, inklusiverer und achtsamerer Ort sein soll.

Tiefsinniger und bedeutungsschwerer sind meine Gedanken als Mutter geworden.

Leben ist kostbar. Ein Geschenk. Und vorallem einmalig. Nicht selbstverständlich. Schon gar nicht mit Diagnose, die alles in Frage stellt.

Dankbarer bin ich geworden und auch demütiger.

Gleichzeitig gibt es zum Glück im Familienalltag auch mehr zum Staunen und Lachen. Was man alles lernen kann mit Kindern – über Baufahrzeuge zum Beispiel -, ist unvorstellbar.

Ich bin gespannt, welche Neuerungen sich noch heraus kristallisieren und wie ich über mich hinaus wachsen werden.

 
Entschleunigung, Detailliebe und Wertfreiheit als Eigenschaften schreiben wir Kindern zu. 
 
Interessant wäre der Gedanke, ob wir uns immer im Kontakt mit Kindern (vorausgesetzt wir können das annehmen) weiterentwickeln? Wie verändert sich unser Welt- und Selbstbild mit ihnen? Und das nicht nur mit eigenen Kindern…
 
Was denkt ihr? 
 
Anne 

Geburt eines KindesMamaMamalebenMamamodifikation

Kommentare

  1. avatar2KindChaos

    Ein schöner Text <3 ich kann mich da definitiv wiederfinden 🙂 Danke für's Mitmachen! Liebe Grüße, Frida

    1. avatarAnne

      Liebe Frida,
      ich danke dir!
      Ein ganz wunderbarer Denkanstoß.
      Viele Grüße Anne