zum Muttertag 2023
Einen Pusteblumenstrauß mit Wünschen, Gedanken, Hoffnungen und Vorstellungen habe ich zum Muttertag 2023. Pusteblumen lassen ihre Schirmflieger los, damit sie sich in alle Windrichtungen, allen Widerständen zum Trotz, verteilen und Neues entstehen kann. Außerdem bereitet es Freude ihnen nachzusehen. Leichtigkeit und Möglichkeiten sind dabei spürbar. Zuversicht. Und genau diese brauchen wir. Als Mütter. Als Menschen. Als Gesellschaft.
Ich seufze zum Muttertag 2023. Meine Mama lebt nämlich nicht mehr. Ich bin traurig deswegen. Es schmerzt. Wegen der Vergänglichkeit des Seins. Weil sie mir fehlt. Weil manches eben nicht „gut“ war. Ich seufze darum auch für alle, die keine herzliche Verbindung zu ihren Müttern pflegen. Außerdem gibt es doch so viele verschiedene Lebensformen mit Kindern. So viele diverse Realitäten. Unbeachtet. Warum? Und dann seufze ich auch für mich und meine Kinder. Wegen dem tagtäglichen Versuch eine Balance zu finden. Im Sein. Zwischen Aufgaben, Erfordernissen, Herausforderungen, Träumen, Gedanken und Emotionen. Im Miteinander. Unsichtbare und unbezahlte Sorgearbeit im Privaten.
Wegen den Werbeangeboten, die ich im Vorfeld gesehen habe, seufze ich auch. Ich freute mich über die unerwarteten Geschenke der Kinder. Eine Blume von meiner Tochter und einen gebastelten Schwan vom Sohn. Vor allem, weil sie sich selbst so gefreut haben. Die meisten Menschen, die mit Kind(ern) leben, freuen sich über das, wie sie von ihrem Nachwuchs geschenkt bekommen. Gleichzeitig wünschen sie sich weniger MentalLoad, keinen Gender Pay Gap, mehr Sorgegerechtigkeit, eine Kindergrundsicherung, ein inklusives Bildungssystem, gute Kinderbetreuung, die Möglichkeit von Vereinbarkeit der Lebensbereiche, eine Vier-Tage-Arbeitswoche, Familienfreundlichkeit, veränderte politische Strukturen und und und. Das Private ist politisch. Es betrifft nicht „nur“ Einzelne. Sondern viele.
Die Aufforderung zum kommerziellen Konsum und die präsentierten fragwürdigen Rollenbilder dabei, bedeuten nicht Anerkennung und Wertschätzung. Dadurch wird der Fokus auf das Private gelenkt und das, was Menschen mit Kindern wirklich brauchen, wird überschattet. Wandel vollzieht sich nicht von heute auf morgen. Das ist mir klar. Die Fähigkeit sich die Zuversicht, dass Umdenken und dann entsprechende Handlungen möglich sind, zu erhalten, wird zum Muttertag 2023 ordentlich auf die Probe gestellt. Ich denke, dass es diesen Tag in dieser Form nicht braucht. Weil es 364 Tage gibt, die genauso bedeutend sind, wie der heutige. Muttertag gehört umgewandelt in einen Familientag. Dann mit einem festen Datum, damit es an Werktagen Aktionen und gar Streik und Demonstrationen geben kann. Die Wirkung wäre jedenfalls anders als jetzt.
Mit all diesen Gedanken und verschiedensten Gefühlen habe ich Pusteblumen gepflückt. Nach einem tiefem Atemzug schicke ich meinen Strauß mit Wünschen auf den Weg. Meine herzigen Grüße ins Universum. Meine Gedanken an all die verschiedenen, leidenschaftlichen, liebenden und starken Menschen, die ihr Kinder im Arm oder Herzen tragen. Meine Vorstellungen von veränderten Rollenbildern und Systemen in die Welt. Mit der Möglichkeit und Zuversicht, dass Neues wachsen kann.
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Eure Anne
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