vom Dezember und Weihnachtswünschen
Unser, von den Kindern mit Vorfreude und Begeisterung, bunt geschmückter Tannenbaum erstrahlt und sieht zauberhaft aus mit dem vielfältigen Baumschmuck. Da hängt eine Zuckerstange neben einer Eistüte. Da baumelt eine Kaffeetasse neben einer Rakete. Da hängen Bommel neben alten Kugeln von Oma. Und da leuchten Lichter wie morgen die Augen der Kinder. Obwohl ich nicht alle ihre Wünsche erfüllen kann und will, warten hier vier Päckchen auf den „großen Moment“. Ich schaue auf das Bäumchen und ein müdes Lächeln schleicht sich in mein Gesicht. Es ist schön, dass die Kinder wieder gesund sind und sich in ihnen der Weihnachtszauber breit macht. Dennoch denke ich wehmütig an die verpasste Adventszeit und daran, dass manche Weihnachtswünsche nicht in Geschenkpapier gewickelt und mit einer Schleife versehen werden können…
dieser Dezember war wenig vorweihnachtlich
Die letzten Wochen waren anstrengend und fordernd. Die Krankheitswelle, wie so viel andere Familien auch, hat uns voll erwischt. Ich habe, so gut es ging, online an meinem Lehrgang teilgenommen, organisiert, bedacht, betreut und versorgt, mich gekümmert, Pausen gemacht, eingekauft, gekocht und den Haushalt geschmissen. Bis ich kapitulieren musste, weil mein Kopf zu explodieren und der Husten meinen Brustkorb zu zerreißen drohte. So viel ist in den letzten Wochen wegen begrenzten Kapazitäten auf der Strecke geblieben – mal abgesehen von den Dingen auf der Tu-Es-Liste, waren es Treffen mit Lieblingsmenschen oder nicht verschickte Weihnachtskarten – und 4 Minuten jeden Tag bewusst wahrzunehmen und das Gute zu feiern reicht nicht. Die Kinder und ich werden ganz schön viel, und nicht nur Lernstoff, nachholen müssen. Mir graut ein wenig vor den nächsten Monaten. Angesichts der langen Schlange bei der Kinderärztin. Den Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten. Was auch meine Tabletten betrifft. Ich bin nicht scharf darauf sie zwangsweise absetzen zu müssen. Mir wird übel bei so manchen Nachrichten und vor allem bei denen, die gar nicht viel Erwähnung finden… Die Adventszeit war unterm Strich wenig vorweihnachtlich. Seis drum.
die Sache mit den Weihnachtswünschen
Auf dem Wunschzettel meiner Tochter steht „eine Babyschwester“. Beim Lesen breitete sich im ersten Moment ein Lächeln in meinem Gesicht aus. Eigentlich ein schöner Wunsch. Mal abgesehen davon, dass ich das Thema „Aufklärung“ mit den Kindern nochmal besprechen sollte, fallen mir zig Gründe ein, die gegen Familienzuwachs sprechen. Weder körperlich noch psychisch würde ich eine dritte Schwangerschaft verkraften. Außerdem lassen meine persönlichen Lebensumstände sowie die aktuelle Lage in Deutschland und der Welt die eigentlich schöne Vorstellung wie eine Seifenblase platzen. Wie traurig.
Und so starre ich unser hübsches Bäumchen an. Das, was ich erhoffe und mir wünsche – nicht nur an Weihnachten – lässt sich nicht darunter platzieren. Das – mal mehr mal weniger latente – schlechte Gewissen, weil ich nicht alles schaffe, was ich schaffen möchte, weil ich nicht allem gerecht werde, dürfte sich gerne verabschieden. Dafür dürften Zuversicht, Konfetti im Alltag, ein Energielevel, was das Stresslevel übersteigt, und gute Nachrichten Einzug halten. Ich wünsche mir mehr Leichtigkeit. Mehr Geld, Anerkennung und Priorisierung für das Gesundheitssystem, Kinder und Familien. Weniger Leistungsdruck, Geldsorgen und Optimierungswahn. Mehr Herz und Miteinander. Und meine Mama an der Seite. Ihr fehlen schmerzt in diesen Tagen mehr. Doch da zeigt sie sich wieder diese Mischung aus Privatem und Gesellschaftlichem. Wie vielen geht es wohl ähnlich wie mir bzw. uns? Manches könnte anders sein, wenn die Strukturen und politischen Entscheidungen anders wären. Aber klar als Mama ist es meine Aufgabe zu lächeln und klaglos zu erledigen, was zu erledigen ist. Oder?
Ich glaube, im Moment stört mich einfach, dass das Weihnachtsfest so sehr mit „Wünsche können wahr werden.“ und „Weihnachtswunder geschehen“ verbunden ist. Manche Weihnachtswünsche lassen sich erfüllen, klar. (Was für einige möglicher ist, als für andere.) Manchmal ist das Hoffen auf eine Weihnachtswunder doch vergeblich. Und die Erkenntnis schlechthin: Das, was wirklich wichtig ist, das, worauf es wirklich ankommt, lässt sich nicht in Papier gewickelt unter einem Weihnachtsbaum platzieren. Wir versuchen es dennoch. Hoffentlich mit der Absicht die Menschen, die sich mit uns neben dem geschmückten Tannenbäumchen befinden, zu erfreuen. So abgedroschen es auch klingt und manchmal geht das in dem Schwarz aus Trauer, Wut, Erschöpfung & Co. unter, aber ich bin dankbar für die Menschen, die an mich und uns denken, die schöne Momente mit uns teilen, mich weiter hoffen lassen… Sie sind ein Geschenk. Was für eine Wirkung so ein geschmücktes Tannenbäumchen haben kann…
Was wünscht du dir? Auf welches Wunder hoffst du?
Eure Anne
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