Veränderung – Wie frei ist frei?
Veränderung. Jetzt. Gleich. DOCH. Nicht auf K(n)opfdruck. Leben zwischen Beständigkeit und Wandel. Immerfort. Mit Entwicklungen und persönlichem Wachstum. Dabei Wahlmöglichkeiten, Entscheidungsfreiheit, Privilegien. Jede Veränderung ein Prozess. In Phasen. ABER: Wie frei ist frei?
Alles verändert sich?!
So sehr wir uns auch manchmal wünschen die Zeit möge angehalten werden können, so sehr wissen wir auch, dass Veränderung zum Leben dazugehört. Von Kindheit an. Die Zeit, die Biologie, die Umwelt, prägende Herausforderungen, Schicksalsschläge, Beziehungen, Erfahrendes und Erlebtes tangieren, formen und prägen uns dabei. Verändern. Das Denken und Handeln, den Körper und Kompetenzen, die Prioritäten und Ziele. Zwangsläufig. Das ist so. Und das ist auch gut so. Es entsteht Raum für Neues sowie Inspiration und die Möglichkeit für Fortschritt. Aber eben auch Rückschritte. Veränderungen, besonders jene, die wir nicht wollen oder aktiv anstreben, die uns widerfahren, die mit kaum absehbaren Konsequenzen vonstatten gehen, sind angsteinflössend und bringen ins Wanken.
Die Wahl zu haben, ist ein Privileg.
Aktiv Veränderungen anzustreben, über deren Auswirkungen zu reflektieren, zu wählen und zu entscheiden, bedeutet wohlmöglich Freiheit. Auch wenn Wahlmöglichkeiten das Leben nicht automatisch leichter machen und bisweilen überfordern. Mehre Optionen und Handlungsalternativen zu haben, die Chance seine Meinung zu ändern und Entscheidungen treffen zu können, ist nicht selbstverständlich. Es ist ein Privileg. Das darf sich Mensch ruhig vergegenwärtigen. Wie frei sind wir dabei? Wie selbstbestimmt kann Mensch sein? Wie frei ist frei? Wo doch eben äußere und innere Umstände, die persönliche Situation und Entwicklung, Notwendigkeiten, die Chemie unseres Körpers, die Konditionierung durch unsere Umwelt etc. beeinflussen, einschränken und ähnliches.
Wie frei ist frei?
Ich kann morgens wählen, was ich anziehe. Weil ich es mir leisten konnte, Kleidung zu kaufen. So viel, dass ich aussuchen kann. Zum Einen hätte ich damit mehr als andere Menschen. Gleichzeitig auch weniger. Anders als mein Sohn kann ich mich problemlos für einen rosa oder schwarzen Pullover entscheiden. Ich muss mir keine Gedanken machen, ob mich ein Mensch mit dem rosanen Teil auslachen würde. Kann natürlich trotzdem passieren, aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer. Ich muss nicht abwägen, ob ich bei meiner Wahl mögliche beschämende Konsequenzen in Kauf nehme. Ich genieße die Entscheidungsfreiheit. Oder?
Ein anderes Beispiel: Schwangerschaftsabbrüche. Durch die Streichung von §219a StGB ist theoretisch der Zugang zu Informationen über Abbrüche möglich, jedoch wird damit kein Zugang zu eben diesen ermöglicht. Die erzwungene notwendige Beratung zu bekommen, ist nicht einfach. Wie „gut“ diese ist, finde ich auch bedenkenswert. Unterm Strich steht für mich fest: Unzureichende Informationen und eine schwierige medizinische Versorgung führt nicht zu weniger, sondern zu weniger sicheren Schwangerschaftsabbrüchen. §218 StGB muss weg. Was im Übrigen nichts an meiner Einstellung zu der pränatalen nicht invasiven Testung ändert. Es geht um die Freiheit Optionen zu haben und informierte Entscheidungen treffen zu können. Wie frei kann ich dabei wählen und verändern?
Bei meinen Überlegungen, wie es beruflich für mich weitergehen soll, bin ich nicht so frei, wie es im ersten Moment scheinen mag. Ich treffe meine Wahl nicht ausschließlich für mich allein. Sondern wäge bei all der Unvereinbarkeit von Familie und Beruf ab. Das Wohl der Kinder ist kein unwesentlicher Faktor. Ich möchte mir außerdem bei all dem Mental Load nicht auch noch Sorgen, um die Miete machen müssen. Ebenso begrenzen mich meine eigene Gesundheit und Gedanken. Ich gehe also Kompromisse ein. Bin dabei abhängig von den Entscheidungen anderer. Alles ist also doch nicht möglich.
Es gäbe noch unzählige Beispiele und Überlegungen dazu. In unterschiedlichen Kontexten. Mit vielfältigen Privilegien. Oder eben ohne sie. Persönlich. Privat. Gesellschaftlich. In Deutschland. In der Welt.
Was macht das?
Wir treffen ständig Entscheidungen. Im Kleinen. Scheinbar bedeutungslose. Im Großen. Was die Weichen für unsere Zukunft stellt. Mal gewollt und mit aktiver Beteiligung. Mal nicht. Es wurden und werden Entscheidungen getroffen. Von Anderen. Von Gesetzgebenden. Mal mit und für. Mal gegen. Prozesshafte Veränderungen gehören zum täglichen Sein und überhaupt zum Leben dazu. Die Freiheit und deren Ausmaß dabei ist höchst subjektiv erlebbar und begrenzend beeinflusst. Wie geht Mensch mit diesem Bewusstsein um? Was macht das? Mit dem Gefühl, der Zufriedenheit, mit Widerstand und dem weiteren Wandel… Was denkst du?
Eure Anne
FreiheitVeränderungWahlmöglichkeit
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