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Lesezeit # 43 – Das große Schimpfen

Lesezeit # 43 – Das große Schimpfen

Schimpfen tut gut. Nicht als Beleidigung zum Beschämen. Sondern als verbales Ventil, um Emotionen zu kanalisieren. Und dabei können wir (mit unseren Kindern) ruhig kreativ werden… Wie wäre es mit einem großem Schimpfwort-Wettbewerb? Das passende begleitende Kinderbuch gibt es auch. Ebenso wie eine Gewinnmöglichkeit…

Kraftausdrücke nutzen?!

Schimpfwörter aka Kraftausdrücke zu gebrauchen, zum Abreagieren, um Wut, Frust und Ärger auszudrücken, ist für mich besser als die Gefühle herunterzuschlucken oder sie auf andere Weise gegen uns selbst oder andere zurichten. Dabei meine ich nicht das Beschimpfen, um einen anderen Menschen zu beleidigen oder abzuwerten. Sondern das schimpfende Motzen und Fluchen über eine Situation, die wir nicht ändern können. Wenn mir Zeitdruck im Nacken sitzt, ich suchend durch die Wohnung flitze, mir den Zeh stoße und dann vor mich hin motze. Wenn das Bauwerk des Sohnes einstürzt und er die „Ruine“ beschimpft. Oder ganz aktuell, wenn meine Tochter ihren Arm angiftet, weil er nach dem Bruch heilen muss und nicht so eingesetzt werden kann, wie gewohnt, weil sie deswegen nicht am Schwimmunterricht teilnehmen kann, was sie frustriert… 

Schimpfen, um negative Emotionen rauszulassen, Situationen erträglicher zu machen und Stress abzubauen, ist für mich völlig in Ordnung.

Wir können nicht immer nur gelassen sein. Mir ist es wichtig, weil Worte mächtig sind und auf uns wirken, sich die Unterscheidung (über etwas schimpfen vs. beschämend mit jemensch zu schimpfen) bewusst zu machen. Genauso wie die Wortwahl dabei. Nur, weil wir uns manchmal blöd verhalten, heißt das noch lange nicht, dass wir blöd sind. Genau das habe ich mit meinen Kindern thematisiert. Wir, gemeinsam in der Familie, haben überlegt wie, wann und welche Kraftausdrücke genutzt werden können. Erfahrungsgemäß bringt verbieten nämlich wenig. Und so manche Ausdrücke, die in der Schule aufgeschnappt wurden, müssen einfach besprochen werden. Nicht nur durch das Älter-werden der Kinder loten wir also immer mal wieder aus, wie wir mit dem Schimpfen umgehen wollen.

Einen guten Input dazu nebst toller Idee brachte das folgende neue Kinderbuch:

DAS GROßE SCHIMPFEN

Das Moderatorenpaar, die Gänse Gitta und Gustav, begrüßen live vom Dorfplatz in Schimpfhausen. Dort findet der jährliche und beliebte Wettbewerb „Das große Schimpfen“ statt. Es beginnt der jüngste Teilnehmer Theo Tapir. Dann geben weitere Kandidaten ihre originellen und schimpfigsten Schimpfwörter zum Besten. Nur durch eine kurze Werbepause für „Gripsie“ (Der erste Müsliriegel mit Zusätzen von grauen Zellen) unterbrochen. Matschiger Miesmuffel, knallige Knatterkirsche und Anderes schallt es über den Dorfplatz. Bis der Vorjahressieger, Harald Hirsch, siegessicher und hoch erhobenen Hauptes zur Bühne schreitet…

über das Bilderbuch

Schnell tauchten wir in den lustigen Wettbewerb ein. Verfolgten den Verlauf mit Spannung. Fieberten und fühlten mit. Es macht(e) Spaß als Vorlesende in die Kommentatorenrolle zu schlüpfen und mit verstellter Stimme vorzulesen.

Egal ob beim (Vor)Lesen oder Ausdenken eigener neuer Schimpfwörter, wozu wir wirklich animiert wurden, das Besondere an diesem Bilderbuch für Kinder ab 4 Jahren ist definitiv der kreative und spaßige Einsatz von Sprache. Wobei die Geschichte von Michaël Escoffier auf das Wesentliche reduziert ist. Was gut ist, weil zwei Botschaften (Es darf geschimpft werden ohne zu beleidigen. Und die Kleinsten werden die Größten sein) klar rüberkommen. Mir persönlich gefallen die subtilen Nuancen, der visuelle Humor und die ausgewaschenen Farben der Illustration von Kris Di Giacomo dazu. Genauso wie die personifizierten Tiere.

Das Bilderbuch „Das große Schimpfen“, was aus dem Französischen von Bettina Bach übersetzt wurde, ist im Februar im Mixtvision Verlag erschienen. Schaut HIER.

den Wettbewerb fortsetzen

Inspiriert von der Geschichte und gleichzeitig mit ihr moderiert, weil ich in der Kommentatorenrolle blieb, wollten sich meine Kinder mit ihren Wortkreationen übertrumpfen. Mit passenden Grimassen und Gesten dazu. Wir haben die Geschichte fortgesetzt. Am Ende war es unentschieden. Kein Wunder bei immer ausgefalleneren Schimpfworten wie Gurkenfurz, Wapplaglandu, watschiger Wischiflatsch und knülliger Kakadiklaka. Diese sind übrigens in unseren Sprachgebrauch übergegangen. Wie erwähnt, wird bei uns geschimpft, und es hat sich ergeben, dass so manche folgende angespannte Situation in einem Lachanfall endete. So ein hauseigener Schimpfwort-Wettbewerb kann sich also durchaus lohnen.

Das es Spaß macht, die Vielfalt der Sprache zu nutzen und schöner zu schimpfen auf eine kreative Weise ohne verletzend oder beleidigend zu sein, haben nicht nur wir gedacht und festgestellt. Darum haben sich der Verlag Mixtvision und Katja von Küstenkidsunterwegs überlegt einen „Schöner Schimpfen“- Wettbewerb bei Instagram auszurufen. Diesem Ruf sind 16 buchbegeisterte Blogger- und Instagrammer*innen gefolgt.

Der Wettbewerb umfasst zwei Phasen. Vom 21. Februar bis 13. März 2022 kann jeweils unter den Beiträgen der Beteiligten (siehe Bild) ordentlich geschimpft werden. Bei mir ist das ab heute möglich. Anschließend werden die Kinder und ich das kreativste und damit schönste Schimpfwort küren. Gewonnen werden kann zwar kein Pokal, aber dafür das Bilderbuch. Die 17 Sieger-Schimpfwörter landen dann beim Verlag im Schimpfwörter-Topf. Vom 14. bis 20. März 2022 wird sich dort Zeit genommen, um drei Gewinner-Schimpfwörter zu küren. Auf die dann eine weitere Überraschung wartet.

Tut es gut zu schimpfen, wenn es nich beleidigend ist? Oder ist das für dich eher kein gutes Ventil für überkochende Emotionen? Wie stehst du zum Schimpfen?

Welches ist dein schönstes Schimpfwort? Klick dich rüber zu @xmalanderssein bei Instagram und verrate es mir.

Eure Anne


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