Vor sieben Jahren ging der erste Blogpost online. X-MAL ANDERS SEIN jubiliert also. Siebter Bloggeburtstag. Und ich wollte „Danke“ sagen. Mich bedanken. Doch dann stoppte ich…

Wie oft sagen Menschen „Danke“ als Höflichkeitsfloskel, die sie aussprechen ohne sie zu fühlen, weil sie es so gelernt haben? Mal ehrlich, wie viel Bedeutung können fünf aneinandergereihte Buchstaben haben, wenn sie lapidar dahingesagt oder herausgepresst werden? Danke zu sagen im Sinne des guten Benehmens, als Antwort auf die Frage „Wie sagt man?“, habe ich auch gelernt. Aber Dankbarkeit als Chance zu sehen, als Möglichkeit zum Perspektivwechsel und zur Fokusverschiebung, habe ich nicht erklärt oder vermittelt bekommen.

Dankbarkeit zu kultivieren bedeutet für mich, meine Wahrnehmung zu lenken. Anzuerkennen, dass da mehr in mir und um mich ist als – verallgemeinert ausgedrückt – Scheiß. Es geht nicht darum „schön zureden“ oder eine „rosarote Brille“ aufzusetzen. Schmerz, Trauer, Ärger genauso wie Probleme oder Dilemma zu leugnen, weg zu lächeln oder was auch immer, lässt nichts verschwinden. Verschiebt nur. Dem „Schlechten“ etwas entgegen zu setzen, trotzdem etwas Gutes zu finden, macht es hingegen leichter und mich entspannter.

Dankbarkeit zu fühlen, anders als das euphorische und flüchtige Glücksgefühl oder das anerzogene „Dankeschön“, sich Schönes und Gutes bewusst zu machen, macht mich zuversichtlicher und offener. Gibt so Manchem einen anderen Sinn. Eine andere Bedeutung. Verändert die Sichtweise. Was ganz viel Druck nimmt. Den, Hand aufs Herz, wir bekommen doch vermittelt, dass wir etwas leisten, erreichen und sein müssen und die Maßstäbe, dies zu beurteilen, sind hoch oder vom „schönen Schein“ und Tabuisierung irrwitzig unrealistisch angesetzt.

So ein Jubeltag ist doch ein passender Anlass, um Revue passieren zu lassen. Wofür bin ich also in Bezug auf das Bloggen dankbar?

X-MAL ANDERS SEI DANK

Meine Dankbarkeitsliste entsprechend des Bloggeburtstages mit sieben Punkten:

• Ich bin dankbar dafür, dass ich überhaupt angefangen habe zu bloggen. Immerhin wird so manche Idee nicht umgesetzt. Aus welchen Gründen auch immer. Diese aber hat Form angenommen.

• Ich bin dankbar für die erneute optische Veränderung. Was sagt ihr dazu?

• Ich bin dankbar, dass „X-MAL ANDERS SEIN“ eine Begleitung war und ist. Ein Medium, um meine Gedanken zu ordnen, in Form zu bringen und weiterzutragen, um meinem Unmut Luft zu machen, um von Erfahrungen zu berichten, um Fragen zu stellen, um zu dokumentieren, um Alltagszauber und so viel mehr zu teilen.

• Ich bin dankbar, dass ich mich als Wortakrobatin ausprobieren kann, dass verschiedene kreative Formen verbunden werden können und ich bin ein echter Fan von Schnappschüssen geworden.

• Ich bin dankbar für die Begegnungen und Freundschaften, für den Austausch, die Kontakte und die Erfahrungen, die ohne das Bloggen nicht möglich gewesen wären.

• Ich bin dankbar dafür, dass ich keine Statistik führe. Bedeutung hat für mich, dass so manches Herz von meinem Tun berührt wurde/wird, dass ich so manchen Menschen auf andere Gedanken gebracht habe, dass ich Augen zum Leuchten bringen konnte. Ich weiß, dass ich mit Regelmäßigkeit, einem inhaltlichen „roten Faden“ und so manch anderem Vorgehen mehr Reichweite haben könnte. Doch dafür müsste ich persönliche Ressourcen an anderer Stelle abziehen, was ich nicht will. Und ich mache mir keinen Erfolgsdruck, den ich an Zahlen festmachen muss.

• Ich bin dankbar für das Neue, was ich durch das Bloggen erfahren und lernen konnte und durfte. Ich bin dankbar dafür, dass ich mit dem Blog Kampagnen, Studien, Anliegen und Themen, die mir am Herzen liegen, unterstützen konnte. Ich bin dankbar dafür, dass „x-mal anders sein“ die Liste der Suchergebnisse zum Ullrich-Turner-Syndrom erweitert.

Wie geht es weiter?

Zuerst möchte ich fragen: Wofür bist du dankbar? So ganz allgemein oder ganz spezifisch. Fühl dich ermuntert, dir einen Stift zu nehmen und deine persönliche Dankbarkeitsliste anzufangen.

Außerdem interessiert mich, was du gerne hier lesen möchtest… Gibt es ein Thema, zudem du mehr erfahren magst? In Bezug auf die Monosomie X, etwas Kreatives oder etwas ganz anderes? Wie es konkret weiter geht, weiß ich nicht. Nur, dass es weiter geht. Yeah.

Fünf … Sechs … Sieben … Jubeltänzchen. Konfetti dazu. Ein Hoch.

Und schön, dass du hierher gefunden hast und liest. Es freut mich.

Auf bald

Anne