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bewusste Begegnung – Comicbuch „Melek + Ich“

bewusste Begegnung – Comicbuch „Melek + Ich“

Rezension – unbeauftragte Werbung

Mit sich selbst in Kontakt kommen, sich selbst nah sein, sich selbst spüren – wie geht das ? Wie damit umgehen, wenn diese weltbewegende Beziehung zu sich selbst unterbrochen ist oder wird? Was wohl geschieht, wenn wir es schaffen uns mit unseren Facetten des Seins zu verbinden? Die Comiczeichnerin Lina Ehrentraut hat mit einer bewusstseinsbewegenden Antwort auf diese Fragen debütiert.

Melek + Ich

Die junge Physikerin Nici erschuff eine Maschine und einen perfekten Puppenkörper dazu. In die körperliche Hülle namens Melek, kann das eigene Bewusstsein übertragen werden, um so in andere Dimensionen zu reisen. Ein Geniestreich. Und es funktioniert.

Einblick in den Comic "Melek+Ich" - schwarzweiße Zeichnung einer nackten liegenden Frau und einer stehenden Frau in schwarzer Kleidung, Kabel und Anschlüssen

Text dazu: "Sie funktioniert."

In einer Parallelwelt trifft Melek dann auf eine andere Version ihrer selbst und geht mit dieser (sich) eine Beziehung ein. Mit allem was dazugehört. Kennenlernen. Gemeinsame Aktionen. Streit. Lustvoller Sex.

Als der Notfallmechanismus aktiv wird, folgen Trennungsschmerz und Sinnkrise. Und ein neuer Versuch?

eine außergewöhnliche Geschichte abseits der Norm

Das Comicbuchdebüt von Lina Ehrentraut, erschienen bei der Edition Moderne, ist Balsam für meine von Selbstfindungsfragen gequälte Seele. Ich liebe das Zusammenspiel und den Wechsel von schwarzweißem Erzählstrich und dem farbenstarken Gefühlsausdruck. Von Comic-Strips und abstrakten farbenfrohen Bildern. Die Geschichte berührt und begeistert. Ist außergewöhnlich. Melek und Nici – zwei Identitätsfacetten, gegensätzlich und doch können sie in Kontakt kommen. Wie tröstlich.

Abstrakte Malerei vor der zwei Frauen, die nah bei einander sind, gezeichnet wurden und in ein Mikro singen

Auf eine mehrdimensionale Art setzt die Zeichnerin mit dargestellter Diversität, Emotionsausdruck, queerer Liebe, sowie Selbstliebe gängigen Idealen etwas entgegen. Nici ist keine dem Klischee entsprechende Wissenschaftlerin. Weder sie noch Melek sind superschlank und haarfrei. Lustvolle Berührungen und Befriedung sind kein Anlass für Scham. Selbst, wenn dabei von der Heteronormativität „abgewichen“ wird. Gefühle wollen gefühlt werden. Und ausgelebt. Abstrakt ausgedrückt. Und ich schätze die Ermutigung dafür die gesamte Farbpalette zu nutzen.

bewusst – machen

In uns allen stecken mehrere Versionen. Manche verbergen wir. Vor uns selbst. Vor anderen Menschen. Aus Scham und Angst. Oder wir haben uns schon zu sehr von uns selbst entfernt. Angepasst. Funktionierend. Kennen nur noch eine Version. Nici ist neugierig, lernt kennen, lebt Gefühle aus und lässt sich ein (auf sich selbst). Dadurch eröffnet sich ihr eine neue Welt.

schwarzweiße Zeichnung zweier Frauenköpfe, deren Lippen sich zum Kuss berühren

Wie Nici brauchen wir gute Gedanken, Ideen, Zeit und das Aufraffen bei Misserfolgen. Aber keine Maschine. Toll und scifimäßig wäre es trotzdem. Das Entscheidende ist schlussendlich dennoch das „Bewusst(e) machen“. Das ist unsere „Maschine“ zur Begegnung, zum Nahsein, zum Spüren und Verbinden. Welche alternativen Lebensrealitäten dann wohl erlebbar wären? Welches Potenzial wäre dann erkennbar?

Lina Ehrentrauts Geschichte „Melek + Ich“, erschienen bei der Edition Moderne, macht Lust sich bewusst auf eine Verbindung mit sich selbst einzulassen.

Anne


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