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wie schön, dass du vor acht Jahren geboren bist

wie schön, dass du vor acht Jahren geboren bist

Da sitze ich nun und verpacke die Geschenke für mein Wunderkind und wische die Tränchen aus dem Augenwinkel. Vor fast acht Jahren erblickte meine Tochter das Licht der Welt. Das Bangen hatte ein Ende.

Die Spätabtreibung war keine Option für mich gewesen, aber kursierende Zahlen hatten mir Angst gemacht. 98 bis 99 % der Feten mit Monosomie X gehen im ersten Trimester ab oder der Fötus verstirbt meist vor der 28. SSW. Das Tochterkind blieb. Die entdeckte Auffälligkeit am Herz leider auch. Darum verschwand mein Baby unmittelbar nach der Entbindung. Ich bekam sie erst später und verkabelt zusehen.

Seit der pränatalen Diagnose balancieren wir den Umgang mit dem Turner-Syndrom aus. Das Spektrum der möglichen Auswirkungen ist enorm variabel. Auch heute frage ich mich, ob das fehlende X der Grund für dieses oder jenes ist. Es ist ein Faktor den wir beachten müssen, der medizinische Vorsorge bisweilen Behandlung nötig macht und Lebensbereiche beeinflusst. Doch ich werde nicht müde zu betonen, dass es zwar dazugehört, aber mein Kind nicht ausmacht.

Wenn ich heute zurückdenke, möchte ich meinem früheren Ich sagen, dass das Herz des Tochterkindes voller Liebe schlagen wird, dass sie alle Ängste und Sorgen überstrahlen wird, dass dieses JA zu ihrem Leben genau die richtige Entscheidung ist.

Wir feiern mit dem Wunderkind. Wir feiern sie. Wir schenken ihr Familienzeit, die sie mit einem Foto von uns, was in dem Bilderrahmen in ihrem Zimmer einen Platz finden wird, konservieren kann. Damit sie daran erinnert wird, dass wir zusammenstehen, dass wir sie lieben, so wie sie ist, und dass wir ihr Dasein feiern.

Das wird sicher ein toller Tag.

Anne


GeburtstagMutterglückTurner-Syndrom

Kommentare

  1. avatarLebensbilder statt Krankheitsbild #191 trifft 12von12 - x-mal anders sein

    […] Wie immer gilt für mich, ich zeige diese vermeintlichen Banalitäten, weil sie etwas zeigen. Das Tochterkind mit dem Chromosomensatz, der ihr Leben in Frage stellt, lebt. Sie machte Frühstück. Wird eigenständiger. Sie macht Hausaufgaben. Ja, ihr Schriftbild und ihr Zahlenverständnis könnten besser sein, aber ihre Neugier stört das nicht. Das ist ein Leben. Unseres. Dazu gehört zwar auch, dass nur mein Gesicht lächelt währen die Kinder ihr Eis essen, aber das liegt nicht an meiner Entscheidung für das schlagende Herz. […]

    1. avatarHebamme

      Die Geburt ist immer ein besonderes Erlebnis. Dabei spielt es keine Rolle, ob es das erste Kind der Mutter ist, oder nicht.
      Wichtig sind Liebe des persönlichen Umfelds, um
      dem Kind eine optimale Entwicklung zu bieten.

      1. avatarAnne

        Punkt. So wahr.