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Muttertag

Muttertag

Kaffee und Kuchen soll es geben. Der Wind pfiff gehörig, als wir losliefen, hatte aber scheinbar nur erfolgreich die Wolken vertrieben. Ruhte dann. Die Sonne strahlt.

Ein Kind möchte drinnen, eins draußen sitzen. Ich möchte nur Kaffee. Die Kinder diskutieren. Eins lenkt ein. Wir setzen uns draußen hin. Nein, Kuchen möchten sie doch nicht. Ich schon.

Als die Bestellung kommt, da möchten sie doch Kuchen. Schoki. Sie bestellen welchen. Um uns herum herrscht Betrieb. Wir sitzen zusammengerückt auf einer Bank. Ein Hund bellt. Ich schaue mich um. Die Sonne blitzt vorbei an Blättern und der Markise. Ich schaue sie an. Zeige hoch. Und dann sitzen wir da und schauen einem Schattenspiel zu. Kurz.

Der Kuchen kommt. Eine Gabel fällt. Ein Glas kippt um. Der Tisch wackelt. Einer muss zur Toilette. Steht auf. Setzt sich später. Um dann doch wieder aufzustehen und Schoki zu trinken. Löffelt mir etwas in die Tasse. Kunst. Ein Herz. Eindeutig. Zweiter kurzer Moment.

Ich betrachte das Herz. Schaue links. Schaue rechts. Streichle über Köpfe. Atme. Bewusst. Mir gefällt der Schatten auf der Markise. Ein Foto. Wir reden. Über ernste Themen.

Der Papa der Kinder soll den restlichen Kuchen essen. Ein Regenbogen wurde daraus. Wir wollen gehen. Zahlen.

Unter gemütlichem Kaffee trinken verstehe ich etwas anderes, aber schön war es trotzdem. Egal, ob Muttertag ist. Alltagszauber.

Die tägliche Vereinbarkeit von Job, Kindern, eigenen Bedürfnissen, Haushalt, Einkauf, Absprachen mit dem Papa der Kinder, To-do-Listen, Einsamkeit und dem Wunsch, Dinge zu tun, die mir am Herzen liegen, führen bei mir zu einem Gefühl nichts zu schaffen, nicht gut genug zu sein.

In dem Moment pausierte das Gefühl. Ein Geschenk. Zum Kraft schöpfen.

Die Kolleg*innen haben die letzten Tagen wirklich einfallsreiche und kreative Muttertagsgeschenke mit den Kindern gestaltet. In einer Gruppe klebten Herzen an der Wand, die Kinder positionierten sich davor und wurden fotografiert. Es mag inszeniert wirken, aber die Kinder sind es, die Frauen zu Müttern machen, und die Botschaft der beflügelnden Liebe geht ans Herz. Ich würde mich über so ein Foto meines Kindes/meiner Kinder jedenfalls freuen.

Bei Gebasteltem zu diesem Anlass wird oft die kreative Freiheit der Kinder begrenzt und Schablonenhaftes landet in den Fächern. Es ist einfach etwas anderes, wenn Kinder sich an einem Kitatag ein Blatt nehmen und von sich aus etwas für Mama (oder Papa) malen. Das kommt dann wirklich von ihnen. Und Herzen.

Sich mit Bildern von Menschen, die man liebt, zu umgeben, gefällt mir hingegen. Damit zeige ich ihnen, dass sie mir wichtig sind, gesehen werden und dazugehört. Diese Geschenkwahl ist eine Form der Wertschätzung. Dem Kind und seiner Mutter gegenüber.

Es steht außer Frage, dass Mutterschaft und insgesamt Elternschaft und die Fürsorgearbeit mehr Anerkennung verdienen. An jedem Tag im Jahr. Nicht mit selbstgebastelten Karten, die aus einer gesellschaftlichen Konvention heraus entstehen sollen. Nicht mit Blumen & Co. Obwohl Geschenke eine schöne Geste sind und sich Mütter über eben diese von ihren Kindern freuen, braucht es einfach mehr. Von der Politik. Von der Gesellschaft. Für das Wohlsein der modernen Mutter. Für Zeit mit der Familie. Für Alltagszauber.

Anne


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Kommentare

  1. avatarDas Unwohlsein der modernen Mutter - zum Buch - xmalanderssein

    […] Ich bin Mutter und mich beschäftigt das Gelesene. Und es erinnert mich an meine Mutter. […]