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Kindheitserinnerung 

Kindheitserinnerung 

Kindheitserinnerung… das ist Vertrautes aus längst vergangener Zeit. Der Geruch von Oma. Der süße Geschmack von Schwiegermutterkuchen. Das ist jeder Gartenzaun, der mich an den Waldgarten denken lässt. Das ist Gespeichertes. Mein Vater erzählte mir zum Beispiel immer, dass Berlin mehr Brücken als Venedig hätte. Es bringe übrigens Glück, wenn man in Mitte in die Spree spuckt, sagte er. Ich weiß es noch. 

Ich mag dieses Gefühl von Wurzeln, von Verbindung zu meinem Ich von damals, was ich habe, wenn ich an meiner Heimatsstion bin und deswegen bin ich gerne in meinem alten Kiez unterwegs. 

Als ich Kind war, gab es beim Boxi auch schon einen Spielplatz. Ich kann mich auch an verschiedene Szenen dort erinnern. Vorwiegend allerdings an den Weg dort hin/ von dort weg und an den Zahnarzt um die Ecke. 

Gestern freuten sich die (Großstadt)Kinder dort über einen entwurzelten Baum. Sturmfolge. „Ein Urwald“ jubelte Krümelie. Kletterte auf den dicken Stamm. Krümel untersuchte die Wurzel. Allerlei Kriechgetier faszinierte ihn. 

Ich war seltsam berührt. 

Pflastersteine wurden von Kindern geschleppt, gestapelt und „verbaut“. Steine, die den Baum begrenzt hatten. Steine, die ihn umgeben haben. Mutter Natur hat Kraft. 

Gestern hat mich die Zeit, die Vergänglichkeit, der Wandel im Kiez gestört. Genervt. Es schmerzte mich regelrecht. Die Bäume waren schon immer da. Sie sind gewachsen von damals zu heute. Klar. Aber sie waren eben schon immer da. Solange ich denken kann jedenfalls. 

Nun nicht mehr. Nun wird jemand kommen. Ein Absperrband ziehen. Es wird Zerkleinert, was mal ein starker Baum war. Schäden werden begutachtet. Eine Lücke im Pflaster wird geschlossen werden. Ein neues Bäumchen hätte dort kaum eine Chance. Das ist wie mit dem Rasen und den Trampelpfaden. 

Der Wandel der Zeit… Er bringt Gutes und Neues. Lässt aber eben auch Altes verschwinden. Manchmal muss es Platz machen. Manchmal ist es ein Sturm. Vielleicht war es die Kindheitserinnerung, das Bewusstsein für Vergänglichkeit und vor allem Endlichkeit, die mich berührte. Mal schauen, was sich entwickelt…

Anne

Kommentare

  1. avatarLebensbilder statt Krankheitsbild #124 mit Wochenende in Bildern  - x-mal anders seinx-mal anders sein

    […] besahen uns die Rest meiner Kindheitserinnerung. Krümelie war sehr traurig, dass sie nicht im Urwald klettern […]

    1. avatarAnne

      <3
      So wahr.

      1. avatarSarah Kroschel

        Wenn ich an Orte meiner Kindheit bin, dann ist das immer ein Zwiespalt. Man sieht, dass sich der Ort zum Teil irgendwie überhaupt nicht verändert hat und dann eben doch. Dass er, wie man selber, gealtert ist und das stimmt traurig, melancholisch irgendwie…