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Lesezeit #8 – Irgendwie Anders

Lesezeit #8 – Irgendwie Anders

(Vor)Lesemomente schätze ich sehr. Ein Buch zum Festhalten. Ein Grund zum Einkuscheln. Eine Anregung zum Denken und Fühlen.

Für die Kinder und mich schaue ich nach Büchern. Ich suche gezielt nach einem seitenstarken Mehrwert in den Bereichen „Miteinander“, „Vielfalt“, „Anderssein“ und „Ich-Sein“. Diese sammele ich in dieser Reihe namens „Lesezeit“.

Diesmal folgte ich der Empfehlung von Julie von Puddingklecks und einigen anderen und kaufte bei der Buchhändlerin meines Vertrauens folgendes Buch:

Irgendwie Anders

Kathryn Cave • Chris Riddell

Oetinger

„Irgendwie Anders“ ist irgendwie anders. Das fanden alle. Er lebt allein, versuchte aber Kontakte zu knüpfen. Erfolglos. Traurig war er darüber.

Dann kommt es zur Wendung der Geschichte. Da klopfte nämlich „das Etwas“ an die Tür, was genauso anders war wie „Irgendwie Anders“. Zuerst erkannte er das nicht, doch als es ihm bewusst wurde, lud er „das Etwas“ ein zu bleiben. Die zwei neuen Freunde unternahmen Allerlei zusammen, hatten viel Spaß und sind offen für andere Menschen.

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Mein Aber. 

Das Ende hinterlässt einen Beigeschmack. Da sind die zwei Außenseiter zusammen ausgegrenzt. Da sind sie zusammen am Rande der Gesellschaft. Ist doch blöd. Und unter Inklusion verstehe ich etwas anderes, obwohl das Wort noch nicht ausreichend mit Inhalt gefüllt wurde. 

Mir ist es zu wenig, dass nur „Irgendwie Anders“ und dann Beide über ihr Handeln reflektieren. Ihre schmerzliche Erfahrung hat ihre Einstellung dem Fremden gegenüber geändert. Was würde das für die Gesellschaft bedeuteten? Was brauchen wir zum Umdenken? Traurigkeit? Not?

Ich machte zum Anfang bewusst einen Bogen um dieses Buch. „Irgendwie Anders“ ist im Wesentlichen eine Eigenschaft. Ein Merkmal. Eine Beschreibung. Doch die Persönlichkeit macht mehr aus als der Tatbestand der Normabweichung. Und das Schöne am Anderssein wird gar nicht gezeigt.

Und warum kann „Irgendwie Anders“ keinen Namen haben?

Ach, und Ausgrenzung wird nur erträglicher, wenn ein Anderer, der von der Gemeinschaft exkludiert wird, dazu kommt. Wirklich? Das ist doch der falsche Ansatz. Warum können wir nicht, in diesem wirklich toll illustrierten Buch, einen Lösungsansatz finden? 

Vielleicht sollen wir zum Nachdenken bzw. Weiterdenken eingeladen werden. Aber die Geschichte wirkt so abgeschlossen und meine Tochter fühlte sich genauso wenig zum Grübeln über Vorurteile angehalten wie die Tiergemeinschaft des Buches.

Ich bin nur so mäßig angetan und fände es im Bereich der Erwachsenenbildung passender als in Kinderhänden.

Was hälst du von dem Buch? 

Empfehlung sind weiterhin herzlich willkommen! 

Kommentare

  1. avatarNadine

    Liebe Anne,
    „irgendwie anders“ haben wir mal aus der Bücherei geliehen, und mich störte auch direkt, dass er auch im Verlauf der Geschichte keinen Namen bekam. Das reduziert ihn so ausschließlich auf seine Andersartigkeit… Identitätslos? Keine Ahnung, war da jedenfalls mein Gefühl. Meine Tochter mochte die Geschichte, aber sie war zu dem Zeitpunkt auch noch ziemlich jung. Die Freundschaft war für sie sehr im Fokus.
    Mir fallen zwei Bücher in unserem Regal ein, die in die Richtung „Selbstliebe, Anderssein, Selbstbewusstsein, Reflektion“ gehen, die ich mag und die auch meine Tochter sehr liebt. Einmal „Kopf hoch Fledermaus“ von Jeanne Willis&Tony Ross (Sauerländer) und „Du bist so schrecklich schön!“ von Eva Dax & Sabine Dully (Oetinger). Vielleicht ist da ja etwas bei , das euch gefällt.
    Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende!
    Nadine

    1. avatarAnne

      Liebe Nadine, vielen Dank für deine Empfehlung. Schaue ich mir auf jeden Fall an.
      Ich kann mir vorstellen, dass er als Identifikationsfigur keinen Namen bekommen hat. Finde ihn aber eben wirklich reduziert.

      Freunde finde, die zu einem passen, an sich ja ein schöner Gedanke und auch nachvollziehbar, wenn die Freundschaft im Vordergrund steht. Ich hätte es schöner gefunden, wenn er einen Freund aus der Gruppe, die ihn ablehnt, bekommen hätte.

      Schönes Wochenende euch und liebe Grüße