Fotoausstellung „Glück kennt keine Behinderung“ in Brandenburg an der Havel
Am 18. August 2017 sind das Tochterkind und ich ein bisschen abenteuerlich mit dem Zug bzw. den Öffentlichen nach Brandenburg an der Havel gefahren. Bei Facebook hatte ich von der Vernissage in der Helios Klinik Hohenstücken gelesen. Unbedingt wollte ich mir die Fotoausstellung ansehen und gerne auch die Fotografin Jenny Klestil kennen lernen.
Genau 16:00 Uhr kamen wir an. Und weil dies ja ein Ausflug war, gab es erst mal Eis. Das löffelte Krümelie während der Begrüßungsworte.
Ehrenamtlich fotografiert Jenny Klestil Menschen mit Down-Syndrom. Aussagekräftige Porträts, Momentaufnahmen und Familienbilder entstanden und entstehen, sodass ein Begriff/ eine Diagnose Gesichter bekommt und wir über unseren Tellerrand schauen können. Gezeigt werden die Fotografien in den sozialen Netzen und deutschlandweit in Ausstellungen.
Nach den einleitenden Worten unterhielt ich mich kurz mit der sympathischen Fotografin. Dann streiften Krümelie und ich durch die Flure der Klinik und schauten uns die Bilder an. Für´s Tochterkind hingen sie leider ganz schön hoch. Anschließend nahmen wir uns Fruchtspieße und ich trank Kaffee. Wir ließen das Geschehen auf uns wirken. Fast alle Kinder interessierten sich mehr für die Miniatureisenbahn, die via Knopfdruck fuhr, als für die Bilder. So ist das.
„Glück kennt keine Behinderung“ entstand aus einer eigentlich eintägigen Idee zum Welt-Down-Syndrom-Tag im März 2015. Über 700 Familien hatte die Fotografin nun schon vor der Kamera. Und auch an diesem Tag wurden es mehr. Aus ihrem Fundus an Bildern und festgehaltenen Persönlichkeiten entstehen individuelle Fotoausstellungen. Ein Ende scheint nicht in Sicht. Die dreifache Mutter, die selbst mit dem Zug anreiste, hat kein Lieblingsbild, dafür aber einen guten Grund für ihr Aktivitäten rund um ihr Projekt. Die Abtreibungsrate. Es heißt, dass 9 von 10 Frauen eine Schwangerschaft, bei der Trisomie 21 diagnostiziert wird, beenden. Erschreckend.
Mehr zum Zusatzchromosom mit Familieneinblick gibt es bei „Jolinas Welt“ und „Sonea Sonnenschein„.
Die Weiterentwicklung im Bereich der NIPT (mehr dazu HIER) unterstützen und vereinfachen diesen Trend. Und ich glaube, dass die Angst vor einem behinderten Kind, weil der gesellschaftliche Druck („Das muss doch heute nicht sein.“) steigt, zunehmen wird. Daher schätze ich das Engagement von Jenny sehr.
Jenny hatte von ihrem zweiten Projekt „Glück liebt jedes Detail“ erzählt und zum Ende der Veranstaltung fragte ich Krümelie, ob sie auch fotografiert werden möchte. Sie könne dann auch Teil einer Ausstellung sein, erklärte ich ihr. Sie war begeistert. Wir schauten erst zu und Krümelie wurde schon ungeduldig. Sie hatte Spaß vor der Kamera, tanzte und war so unglaublich Selbstbewusst. Mein Herz hüpfte.
Ich denke ähnlich wie Anja von „Look for the Good“. Sie schreibt über die Fotos ihrer Tochter im Netz: „Deine Bilder haben immer den Sinn gehabt, Leben zu retten.„. Bewusst in die Welt getragene Bilder (vom Tochterkind) sollen die gesellschaftliche Wahrnehmung beeinflussen. Jeder Mensch ist x-mal anders und jeder Mensch ist mehr als sein Chromosomensatz. Eine Diagnose sei es Down-Syndrom oder Turner-Syndrom oder andere Behinderungen bzw. Krankheiten ist immer mehr als die Definition hergibt. Genau das zeigen die Bilder. Sie zeigen Menschen. Leben.
Wir freuen uns auf die Ausstellungen in Berlin und ein Wiedersehen.
Anne
Down-SyndromFotoausstellungGlück kennt keine BehinderungLebensbilder
Martina von Jolinas Welt
Sehr schöner Bericht, wir müssen auch mal wieder zu einer Ausstellung von Jenny
M withan E
Jede Nachricht, jedes Eriegnis kann auch etwas positives mit sich bringen. Die Menschen müssen lernen zu vertrauen. Sie haben zu viel Angst vor dem Unbekannten. Wenn man zu oft über das nachdenkt, was passieren könnte, kann es sein, dass man die Aussicht auf etwas positives und einzigartiges verbaut.
Ein Beispiel aus meinem Leben.
Während meiner Berufsausbildung wurde eine unheilbare Erkrankung diagnostiziert. Mehrere Jahre sah ich meine Zukunft negativ. Ich stellte mir immer wieder die selben Fragen. „Was pasdiert wenn ich nicht mehr arbeiten kann?“ und „Was mach ich wenn…?“. Im Endeffekt macht man sich damit das Leben nur unnötig schwer.
Ich hätte damals schon versuchen sollen, jeden Tag als einen neuen Tag zu betrachten. Wenn ich daran denke, wie viele Momente der Freude und des Glücks ich nur verschenkt habe, kann ich nur den Kopf schütteln. Heute geht es mir den Umständen entsprechend gut. Ich machte eine Umschulung in einem Beruf, mit dem ich früher nie was zu tun haben wollte. Nun habe ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag und verdiene entschieden mehr, wie wenn ich heute noch in meinem Erstberuf arbeiten würde. Mit meiner neuen Arbeit habe ich mich übrigens auch gut arrangiert. So gesehen hat mir das damals sehr einschneidende Ereignis, heute einen kleinen Karriereboost verschsfft.
Ich hatte nach anderen Wegen gesucht, um mit meiner neuen Situation umgehen zu können. Nun habe ich Sie gefunden und bin zufrieden. Was lange währt wird endlich gut. Man muss also nur Geduld und Vertrauen haben.