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Am Ende des Regenbogens feiern wir eine Geburtstagsparty!

Am Ende des Regenbogens feiern wir eine Geburtstagsparty!

Regenbögen haben etwas magisches an sich. Sie tauchen scheinbar aus dem nichts auf, sind kaum zu fassen und wirken wie die Brücke in eine phantastische andere Welt. In der irischen Mythologie versteckt ein Leprechaun seinen Goldschatz, seinen Topf mit Glücksverheißung, den er trickreich bewacht, am Ende eines Regenbogens.

Der Regenbogen; ein farbenfrohes und schönes Sinnbild für uns, was dafür steht, dass es möglich ist Trotz aller Schwierigkeiten mit einem Schatz zu neuen Ufern aufzubrechen.

Am Ende des Regenbogens werden 5 Jahre unendliches Glück gefeiert!

Viele Tränen, Unsicherheiten und diese quälende Frage – Wie würde Krümelie mit dem Ullrich-Turner-Syndrom sein? – begleiteten meine traurige Schwangerschaft. Obwohl der Beginn meiner Mutterschaft sich ebenfalls keineswegs wie Flitterwochenglückseligkeit anfühlte, keimte die Gewissheit das alles Gut werden würde. Mein Baby war perfekt. Mein Baby ist heute vor fünf Jahren um 22:09 Uhr geboren und immer noch perfekt.

Unendliches Glück lautet mein Erfahrungsbeitrag in meinem X-MAL ANDERS Ullrich-Turner-Syndrom! Ja, und?!“ Buch.
Obwohl wir uns ganz selbstverständlich ein gesundes Baby gewünscht haben, endete unser Glück nicht.
Krümelie ist ein Zauberkind.„, sagte die Delikatessen-Mama zu mir. Ich nenne diese eine Mama so, weil sie die Meinung vertritt, dass Delikatessen klein sein müssen. Das ginge gar nicht anders. Und ich habe diese Einstellung in mein Denken gepflanzt, sodass wir uns letztes Jahr erst mal gegen Wachstumshormone entschieden haben. Das verlassen der Wachstumskurve und der zu erwartende Kleinwuchs als Erwachsene ändern nichts an der Perfektion von Krümelie.
Besagte Mama nun also sagte: „Es gäbe Kinder und es gäbe Zauberkinder.„.

Ein wundervoller Gedanke, über den es sich lohnt, nachzudenken. Ich teile die Überzeugung des Reggio-Pädagogen Loris Malaguzzi. Ein Kind wird mit 100 Sprachen geboren. 99 werden ihm genommen. Sie bleiben dadurch Kinder. Ein Zauberkind aber unterscheidet sich von ihnen. Es macht sich das Leben bunter, bewahrt sich mehr als eine Möglichkeit und ist so unbeschreiblich fantasievoll. Immer individuell. Immer anders. Immer einmalig.

Wozu braucht meine Tochter die üblichen 46 Chromosomen?

Mag sein, dass hier und da Herausforderungen vor ihr liegen, denen sie sich mit 46 Chromosomen in jeder Zelle nicht stellen müsste, aber sie wird sie meistern und sonst wären es einfach andere Stolpersteine (gewesen).
Keine evolutionäre, natürliche Selektion hat das Leben meiner Tochter verhindert. Sie ist eine Kämpferin. Voller Liebe bin ich dankbar für ihr Existenz, für ihren Starrsinn, für ihr Aber-Sagen, für ihr morgendliches grausames Flötenspiel, für ihr Mitgefühl, ihre Attitüde, ihre wilden Locken, ihre klugen Gedanken, ihr Durchhaltevermögen, ihre Fantasie, ihre Logik, ihr Fahrrad-fahren-Können…

Wir haben das Ende des Regenbogens erreicht. Dort steigt eine Party!

Weil wir allen Grund zum Feiern haben. Weil wir die Eltern eines Zauberkindes sind. Weil wir Lebens- und Liebenswürde erleben dürfen.

Mein Zauberkind trägt ihr Goldglück in sich und wir werden sie unterstützen, sodass ihre innere Größe und ihre Fantasie wächst, weil wir die Jagd nach dem Phantom „Norm und Perfektion“ aufgeben. Nach 5 Jahren ist das Ullrich-Turner-Syndrom, die Monosomie X, das beängstigende Unbekannte ein selbstverständlicher Teil unserer Tochter. Hoch soll sie leben!

Unser Goldschatz feiert bunt bei „little art“.

Krümelies fünfter Geburtstag bzw. ihre Feier mit ihren Freund*innen sollte bunt, ein bisschen magisch und regenbogenfarbenfroh werden. Passend zu meinen Gedanken.

Die Kinder selbst sagten, dass sie in einer „Malerei“ waren. Als Erwachsene würde ich sagen, dass wir bei „little art“ einem „Family Arts LAB“ in Berlin waren.

5 Kinder und das Geburtstagsmädchen machten sich mit mir und meiner Freundin vom Kindergarten aus auf die Suche nach der magischen Tür.
Vorfreudig fuhren wir mit der Tram und überquerten unproblematisch „gefährliche Schluchten“. Die unerschrockenen Sucher erreichten ihr Ziel und erhielten Einlass.

Nach der Begrüßung schauten sich die Kinder zurückhaltend um. Es gab einen Atelierraum, eine Ton-Strecke und in einem kleineren zweiten Raum einen Leuchttisch mit Farbwechsel. Staunen lag in der Luft. Die begleitende Mitarbeiterin lud die Kinder wundervoll herzlich zum Ausprobieren ein. Eine Hauptregel – Hände waschen bei Aktionswechsel – wurde besprochen und dann ging es los. Die Neugier siegte. Eine Stunde lang waren die Kinder intensiv beschäftigt.

Fliegenklatschen, Klobürsten und Co., Pinsel und Farben kamen zum Einsatz.

Es wurde Ton bearbeitet, mit Strukturen versehen und „gekocht“. Ausgiebig wurde er mit Wasser besprüht und gesäubert.

Mein persönliches Highlight war der Leuchttisch. Fantastisch. Es standen Stifte bereit und verschiedene Deckel bzw. Platten.

Ich hüpfte mit der Kamera hin und her, bewunderte hier, schaute dort und freute mich über das geschäftige Treiben. Die Kinder waren so herrlich in ihr Tun vertieft. Zauberkinder waren am Werk und erschufen durch ihre eigenen Impulse „vom Kopf in die Hand“, weil die Möglichkeit da war. Ich musste nichts tun und kein Kind war gelangweilt. Animation war nicht von Nöten.

Wir machten eine Pause. Während wir aßen und natürlich noch ein Geburtstaglied sangen, trockneten Bilder und die freundliche Mitarbeiterin arrangierte einladend noch eine Malstation.

Die Kinder nutzen das Angebot und malten dann noch mit verschiedenen Wachsmalern auf unterschiedlichen Untergründen. Ausgelassen war die Stimmung, die Gespräche geprägt von „Schau mal hier.“ und auf den Gesichtern sah ich abwechselnd Konzentration und Strahlen.

Zum Abschluss packte das Geburtstagskind noch Geschenke aus. Dann war unsere Zeit in der „Malerei“ schon wieder vorbei.

Die Zeit ist viel zu schnell vergangen, obwohl sich die Kinderscharr nach 2 Stunden sichtlich bewegen wollte. Unsere nächste Station war der Spielplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Und zu meinem Glück hatte plötzlich ein Junge eine Schatzkarte. Fantasievoll verwandelte sich dadurch der Rückweg. Der Bürgersteig wurde zum reißenden Fluß, Felsbrocken lagen herum und Sandhügel erschwerten das Vorankommen. Wir schwammen, flogen, schritten über eine Eisbrücke und suchten nach Hinweisen und Hindernissen. Der Schatz, den die Mitgebseltüten, die kleine Tuschkästen und Luftballons enthielten, darstellten, wurde gefunden. Hurra.

Mein Tochterkind stand dann in der Tram und hielt eine Rede. Auf bezaubernde Weise verkündete sie, dass sie nun 5 Jahre sei und bedankte sich für das Mitfeiern bei ihren Gästen. Ich verdrückte ein Tränchen.
Fröhliche Kinder wurden an ihre Eltern übergeben. Zuhause mussten wir ordentlich Farbe abwaschen. Krümelie war begeistert von ihrem Geburtstag. So soll es sein.

Die entstandenen Kunstwerke werden würdige Rahmen und Plätze in unserer Wohnung finden. Am Ende des Regenbogens… fiel ich müde ins Bett und war dankbar für meine perfekte Tochter, die neben mir lag und rote Farbspritzer im Haar hatte.

Mein liebster Goldschatz,
wie zauberhaft, dass du geboren bist und ich deine Mama sein darf.

Leben ist, was du draus machst.
Anne

Ich bin immer sentimental, wenn die Kinder Geburtstag haben. Ich finde es toll sie und uns als Eltern zu feiern. Und ich finde, wir haben allen Grund dazu. Mit diesem Text über die Mottoparty der anderen Art bewerbe ich mich für den scoyo ELTERN! Blog Award 2017. Schickt mir doch gute Gedanken über den Regenbogen. 

Kommentare

  1. avatarAnonym

    "Somewhere over the rainbow
    Way up high
    And the dreams that you dreamed of
    Once in a lullaby
    Somewhere over the rainbow
    Blue birds fly
    And the dreams that you dreamed of
    Dreams really do come true…"

    von IZ

    M withan E

    1. avatarAnonym

      Ein Regenbogen bedeutet auch Vielfalt. Das Thema passt perfekt.
      Das klingt nach einem Traumgeburtstag. Da wird man echt neidisch.
      An deinem Post finde ich auch besonders schön, dass du ihn auf die Minute genau 5 Jahre nach der Geburt deiner Tochter veröffentlicht hast.

      M withan E