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Kann jedes Kind schaukeln? Turner-Syndrom, vestibuläre Wahrnehmung und einige Fragen

Jedes Kind entwickelt sich in seinem Tempo. Es gibt Vorlieben und Talente und eben Unterschiede im Können. Wissen wir alle. Stimmen wir alle zu. Doch – und ich gebe es offen zu – manchmal stutze ich und schiele auf dieses oder jenes andere Kind. Ich schaue nach links und rechts. Und ich vergleiche auch. Wieder besseren Wissens. 

An einem Nachmittag ging ich mit den Kindern auf den Spielplatz. Ich stand also da und schubste meinen Sohn, der auf der Schaukel saß, an. Er jauchzte. „Höher, Weiter, Schneller“ kam mir in den Sinn. Ich hatte mir früher immer ausgemalt, wie ich das mit meiner Tochter mache. Doch sie mochte es lange Zeit gar nicht. Mit drei Jahren etwa fing sie an ein bisschen zu schaukeln. Im Sommer wird sie fünf Jahre. Und sie kann schnelles Schaukeln nicht haben. Sie kann hinauf klettern, sich Anschwung geben, obwohl der Ruf nach Mama beliebter ist, und sie kann sich sicher halten, aber mehr als drei Minuten verweilt sie nicht auf dem schwingenden Ding. 
Mein Sohn begeistert sich dafür. Hoch hinaus will er und mit 3 Minuten ist er bei weitem nicht zufrieden. 
An einem anderen Tag berichtete die Erzieherin wie toll Krümel hüpfen kann. Er springt herunter, hüpft auf der Stelle und kann auch mittlerweile ganz gezielt hinfallen. Er hat seine Freude daran. Auch dafür brauchte meine Tochter mindestens ein Jahr länger. 

Nun hat er den Vorteil, dass er ein Geschwisterkind ist. Die Vorbildfunktion von Krümelie und der Nachahmungswille von Krümel sind enorm. Außerdem könnte man anführen, dass er eben eine Junge ist. Welche Rolle das spielt, wäre Spekulation. Lassen wir das. 

Kurz vor seinem zweiten Geburtstag ist mein Sohn gut entwickelt. Meine Tochter hat sich ebenfalls gut entwickelt. Nur eben anders. 

Schaukelfreude verses Schaukelfrust beschäftigt mich. Für mich stellt diese idyllische Szene (Erwachsener schubst lächelndes Kind auf Schaukel an) den Inbegriff eines Spielplatz-quality time-Moments dar.

Ich begebe mich also auf die Suche. Die Ergebnisse zu „Kind schaukelt nicht gern“ lassen vermuten, dass die vestibuläre Wahrnehmung etwas damit zu tun hat. Den Artikel von Wimmelköpfchen zu diesem Thema finde ich sehr interessant. Außerdem „klingelt“ es. Ich erinnere mich, dass ich im ersten Lebensjahr von Krümelie bereits davon hörte. Damals ging es darum, dass ihr vestibuläres System in Stresssituationen/ Situation, die Regulation erforderten, aktiviert wurde, was dann zu Milchspucken führte. 

Das Gleichgewichtssystem aus dem Gleichgewicht und der Körper reagiert – so stelle ich mir das vor. Im Babyalter führte es zum Spucken und mit zu nehmenden Alter wird das Unangenehme vermieden?! 

Wie wichtig ist Schaukeln? Welche Synapsen werden dabei gebildet? Welche Bedeutung spielt das Gleichgewichtssystem – jetzt und später? Was ist es und macht es? 

Und schlussendlich: Welche Verbindung besteht zwischen dem Turner-Syndrom und der vestibulären Wahrnehmung? 

Hat jemand Erfahrungen damit? 
Und/ oder Erklärungen? 

Kommentare

  1. avatarAnonym

    Liebe Anne, hier sehr ähnliche Gedanken seit mein Mädchen (spät) anfing zu Laufen. Immer wieder der Vergleich vor allem zum großen Bruder, der immer in jedem Entwicklungsschritt vollkommen im vermeintlichen Normbereich lag. Lange war Hüpfen und auch alles andere im motorischen Bereich für das kleine Mädchen beschwerlicher oder brauchte mehr Übung und Anstrengung um das zu erreichen, was für andere Altersgenossen scheinbar mühelos funktionierte. Aber was sie definitiv hat ist ein starker Wille und Ausdauer! Mein
    Sohn war bei Rückschlägen und kleineren Unfällen sehr schnell völlig aufgelöst. Seine Schwester steht einfach auf und macht weiter. Immer schon. Furchtlos und undramatisch. Dieses kleine unfassbar zähe willensstarke Super-Mädchen schaukelt sehr gern und sehr hoch! Ich musste mich manchmal umdrehen, um das auszuhalten.(Schisser-ich) Der Sohn konnte die Schaukelbewegung mit knapp 5 Jahren erst selbstständig ausführen. Er war als kleines Kind viel ängstlicher trotz absolut normaler Entwicklung. Ich weiß auch nicht, was uns das nun sagen kann wegen in Bezug auf das UTS noch darüber inwiefern Geschwisterkinder sich gegenseitig beeinflussen. Dass sie es tun steht wohl außer Frage. Meine Tochter hat keinerlei Berührungsängste mit großen Jungs, setzt ihre Interessen durch und gibt im KiGa gern den Ton an. Gleichzeitig ist sie sensibel und kann sich in klassischen "Mädchenspielen" lange verlieren. Ich sehe und beobachte das alles aber ich bewerte es nicht mehr. Sie ist wie sie ist, und sie ist wahnsinnig gut! Mein
    Sohn brauchte und braucht heute mit 10 noch oft meine Hand, um über seinen Schatten zu springen, meine Tochter braucht mich nur zur Sichetheit in ihrem Rücken um Voraus laufen zu können. So ist das. Entschuldige den Roman. Ich lese Deine Gedanken nach wie vor sehr gern und kann
    vieles nachvollziehen. Deinen Erzählungen nach sind Deine zwei ganz wundervoll, und passieren kann ihnen mit so einer reflektierten aufmerksamen Mama nicht viel. Jeder wird seinen Weg gehen. Ich wünsche Euch alles Liebe
    Nadine mit Naila

    1. avatarAnne

      Liebe Nadine,
      es ist so schön wieder von dir zu lesen. Das freut mich sehr, dass du immer noch da bist.

      Spannend wäre ein Vergleich einer zweifachen Mädchen-Mama. Dramatischer finde ich meinen Sohn bei Rückschlägen, da kommt bei meiner Tochter deutlich mehr Kampfgeist durch.

      So unterschiedlich ist das. Mir wäre das mit dem Schaukeln gar nicht so aufgefallen, wenn mein Sohn nicht so erpicht gewesen wäre.
      Ich hab mich einfach gefragt, ob meine Tochter es einfach nur nicht mag, was ja okay ist, oder ob mehr dahinter steckt zum Beispiel eben im Zusammenhang mit dem UTS…

      Jeder wird seinen Weg gehen. ❤

      Euch auch alles Liebe.
      Anne