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Lebensbilder statt Krankheitsbild #49 Von Geschwistern

Als Einzelkind wünschte ich mir in meiner Kinder- und Jugendzeit öfters mal eine Schwester oder einen Bruder. Ich stellte es mir angenehm vor einen Spielpartner, ein Unterstützer gegen die Eltern, einfach jemand, der die Aufmerksamkeit auch mal auf sich zieht, zu haben. 

Nun habe ich von Geschwisterkindern von Streitigkeiten, dem Teilzwang und dem Wunsch nach voller Aufmerksamkeit gehört. Gut, dass ein Familienleben nicht ständig von Harmonie geprägt ist, finde ich logisch. 

Ich kann also nicht auf Erfahrungen zurückgreifen und mein Mann auch nicht, sodass wir uns nur bemühen können die geschwisterlichen Bande zu unterstützen mit besten Absichten. 
Das scheint gefruchtet zu haben. 

Kürzlich konnte ich Krümelie auf dem Spielplatz beobachten, wie sie einen sichtlich älteren Jungen, mit in die Hüften gestempten Händen, anschrie, dass er gefälligst auf ihren Bruder achten solle. Das sie Krümel kurz vorher die Buddelsachen aus der Hand gerissen hat und er deswegen weinte, war in diesem Moment egal. 

Wenn wir gemeinsam unterwegs sind und Bekannte treffen oder einfach so angesprochen werden, erklärt Krümelie mit Vorliebe was ihr Bruder alles kann und sagt. „Das ist mein Bruder.“, teilt sie auch gerne jedem mit. 

Im Gegenzug kann ich beobachten, wie Krümel sich am Ende eines Tages, wenn wir Heim gekehrt sind, in die Arme von seiner Schwester wirft und jauchzt. 

Am Morgen, wenn er erwacht, führt ihn sein erster Gang in das Zimmer von Krümelie. Wenn sie schlafend im Bett liegt, streichelt er sie (oder zieht ihr an den Haaren). Dann beginnt er friedlich in ihrem Reich zu spielen. 

Mit Vorliebe ahmt er seine Schwester nach. Genau möchte er all das machen, was sie macht – ein Buch anschauen, den Sonnenhut aufsetzen, aus ihrem Glas trinken oder Bauwerke und Bilder unter die Lupe nehmen. Nicht immer zur Freude seiner Schwester. Das stört ihn herzlich wenig. Er versucht es trotzdem. Wenn er ihren Unmut spürt oder sie traurig ist, kommt er, legt seinen Kopf schief und brabbelt und lacht er für sie. 

Beim Essen kommunizieren die Zwei. Manchmal wissen wir nicht, warum sie kichern. Sie tun sich auch gerne zusammen. An einem Tag nahmen sie sich bei den Händen und liefen zielstrebig in die andere Richtung. 

Heute fällt das Wochenende in Bildern aus. Ist auch nüscht Spannendes passiert. Ich bin (schon wieder – bäh) erkrankt. Da lag ich vorhin grummelig und kränklich auf dem Sofa und die Kinder spielten auf dem Balkon. Krümelie erklärte mir: „Nur wir Geschwister spielen hier.“. Uns Eltern war der Aufenthalt draußen untersagt. Ich musste schmunzeln, war mir aber auch Recht. 

Dann ging mir das Herz auf. Krümel fand Seifenblasen und brachte sie zu Krümelie. Diese erklärte sich bereit für ihn zu pusten. Krümel war begeistert. Ich hörte es kreischen und kichern. Dann assistierte Krümelie, sodass auch Krümel Seifenblasen hervorbringen konnte. Grenzenlose Freude. 

So schön. 

Startet gut in die neue Woche! 
Anne 

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