„Loose Parts“ im Adventskalender
Der Adventskalender zählt zu den Highlights in der Vorweihnachtszeit. 24 Tage lang wartet Tag für Tag eine kleine Freude und verkürzt die Wartezeit auf den Heiligabend. Seit Jahrzehnten eine Tradition, die in diesem Jahr nicht fehlen darf.
Adventskalender mal anders
Mein Sohnemann brachte mich auf eine Idee. Er ist ein beachtlicher Entdecker. Wenn wir unterwegs sind, findet er zielsicher und voller Stolz am Straßenrand, im Gras oder so lose Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben, Gummibänder und ähnliches. Seine Fundstücke bekommen Namen und wandern in seine Schatzkiste.
Warum also nicht den Kalender mit „Fundstücken“ füllen?
Da auch die Adventszeit in diesem Jahr viel Zuhause stattfinden wird, bieten sich Kleinigkeiten zum Spielen doch an. Aus Langeweile entstehen zwar die besten Ideen, aber diese sind nicht immer… nunja… unproblematisch für die Wohnung und das Miteinander.
Warum nicht den Adventskalender mit Anregungen füllen?
Das Thema „Schule“ bzw. „Lernen zu Hause“ bereit mir Kopfschmerzen. Obwohl ich davon überzeugt bin, dass meine Tochter wundervoll und schlau ist, bereiten ihr so manche Schulaufgaben Schwierigkeiten. Das frustriert. Typisch für das Turner-Syndrom sind Straucheleien bei mathematischen und räumlich-visuellen Aufgaben und der Arbeitsorganisation. Das bemerke ich bei meiner Tochter. Kompensationsstrategien können das ausgleichen. Doch diese müssen gefunden werden.
Warum nicht die Findung und Erprobung von Lösungsstrategien auf natürliche Weise unterstützen? Mit Freude.
So füllte ich also den Adventskalender 2020 für die Kinder mit „Loose Parts“.
Spiel mit losen Teilen
Die „Theory of Loose Parts“ wurde von Simon Nicholson erdacht. „Lose Teile“ sind Objekte, interessante Kleinigkeiten, Dinge aus der Natur, Gegenstände aus dem Alltag bzw. Materialien mit verschiedenartigen Eigenschaften, die zum kreativen Agieren einladen. Zeug zum Spielen. Statt Spielzeug.
Lose meint, dass die Sachen nicht einzig auf einen Zweck begrenzt sind. Anders als ein Puzzel, was nur zu einem Bild zusammengelegt werden kann. Die Art des Umgangs liegt ganz in den Händen der Nutzer:innen. Keine Vorgaben. Kein vordergründiges Ziel. Keine Erwartungen. Weg von Vorgefertigtem. Offen für freies Spiel und gestalterische Handlungen. Selbstbestimmt.
„Loose Parts“ sind auf endlose Weise, nachhaltig, langfristig, alters- und geschlechtsunabhängig, allein oder gemeinsam nutzbar. Mit Fantasie, Imagination und Erfindergeist.
Es können Spielwelten erschaffen, Rollen eingenommen, taktile Erfahrungen gemacht sowie Bilder und Muster gelegt werden. Es kann
- sortiert, kombiniert, konstruiert,
- eingefüllt, umgefüllt, gewühlt,
- aufgereiht, gelegt, in Form gebracht,
- aufgebaut, gestapelt, verworfen,
- bewegt, getragen, verschoben,
- verändert, umgestaltet,
- auseinander genommen und zusammengesetzt werden.
In dem die Eigenschaften von Teilen untersucht werden, in dem entschieden wird, was sie sein und wie funktionieren sollen, entwickeln und stärken sich auf natürliche Weise motorische, sprachliche, visuell-räumliche und problemlöse Fähigkeiten, das symbolische Spiel, Kreativität und das mathematisch-physikalische Verständnis.
Selbst die gängigsten Objekte enthüllen Überraschungen.
Welche „Loose Parts“ kommen nun in den Adventskalender?
Die Auswahl ist gigantisch, kann bespielt und verbastelt, dekorativ eingesetzt oder mit anderen Aktionen verbunden werden.
Zur vorweihnachtlichen Freude können:
- kleine Baumscheiben
- Wallnüsse (wahlweise in Hälften)
- kleine Muffinförmchen
- getrocknete Palmblätter
- Holzdübel
- Schrauben und Muttern
- Metallteile
- Korken
- Türknäufe
- Glitzersteinchen mit passender kleiner „Schaufel“
- Knöpfe
- Bänder
- bunte Schleifchennudeln
- weihnachtliche Streudeko
beitragen und Tag für Tag können sie aufgeteilt, ergänzt und kombiniert werden.
Weitere Ideen sind:
- Federn, Filz, Wolle, Stoffe und Tücher
- Tannzapfen, Kokosblätter und andere getrocknete Pflanzenteile
- (Glas)Steinchen, Miniziegelsteine, Holzabschnitte, Eisstäbchen und Muscheln
- kleine Figuren und Murmeln
- Bohnen, Reis, Mais und Sand
- Schläuche, Rohre, Gardinenringe, Draht(geflecht) und kleine Spiegel
- Zuckerzangem, Becher, Löffel, Reagenzgläser oder Stäbchen
- Stifte, Tape, Kleber, bunte Schnippsel, Ton und ähnliches.
Wo die Schätze finden und wie verpacken?
Die verschiedenen Dinge gibt es kostengünstig im Bau- oder Supermarkt sowie im Krimskrams- oder Bastelladen. Einen Großteil des Füllgutes fand ich bei „Kunst-Stoffe“, einem tollen Berliner Recyclingcenter, einer Fundgrube bzw. einem Materiallager.
In Dosen, die in meinem Fall noch vom Kaffeeadventskalender 2018 sind, Baumwollsäckchen und Tütchen finden die „Loose Parts“ einen Platz. Die entsprechende Nummerierung dazu und fertig ist der Adventskalender für dieses Jahr.
Entdeckergeist und Vorstellungskraft begegnen der weihnachtlichen Vorfreude.
Mir gefällt die Theorie der „Loose Parts“ und die Idee diese für den Adventskalender zu nutzen. Fundstücke als Füllung zu nutzen lässt sich nachhaltig, kostengünstig und auf verschiedene Weisen variieren und kombinieren, außerdem kann der Inhalt an die Interessen und das Alter der Familienmitglieder angepasst werden.
Meine Kinder werden sich hoffentlich freuen und viel experimentieren& gestalten, sodass die Magie der Vorweihnachtszeit auch in diesem Jahr die Kinderaugen zum Leuchten bringt.
Welcher Adventskalender versüßt euch die Dezembertage bis Weihnachten? Oder habt ihr gar keinen?
Anne
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