von Vereinbarkeit, Familienleben und Fernwärme in der Corona-Zeit
Da sind wir also. Zu Hause. Ich und meine zwei Kinder. Zum Glück. Sie müssen nicht in die Notbetreuung, damit ich in der Kita andere Kinder notbreuen kann. Ich muss auch nicht Vorort sein und in leeren Räumen wirken, weil der Senat die Gehälter von Erzieher*innen weiterbezahlt und Anwesenheitspflicht gilt.
Es heißt Homeoffice für mich. Auch das ist ein Glück. Ich schreibe nämlich die Wunderpost für Familien, kann das aufschreiben, was mich grade sowieso beschäftigt. Formuliere ganz klar: Besonders für Familien ist die Situation eine Herausforderung. Manche empfinden es als geschenkte Familienzeit. Andere müssen so viel unter einen Hut bekommen, dass es belastet. Zukunftssorgen kommen wohl bei allen auf. Im Kleinen oder im Großen. Bei Kindern wie Erwachsenen.
Ich schreibe gute Gedanken auf, die mir selbst Mut machen, im besten Fall unterstützende Worte, was mir hilft im Alltag, aber auch allgemeingültige Empfehlungen, Expertenwissen, erwähne Möglichkeiten, um mit Kindern, die aktuelle Lage und die Maßnahmen zu besprechen, so wie ich es getan habe, und schlage Beschäftigungsideen vor, die wir erprobten, und formuliere Anleitungen.
Langeweile kommt nicht auf
Selbstgemachte Knetseife, verschickte Umarmungen, gemalte Regenbögen, Upcling-Basteln, Spazieren gehen als Ninja-Training, die Prüfung wird nur erfolgreich bestanden, wenn Abstand gehalten wird, faszinierende Wunderbeutel, Spiel mit Licht, gelesene Bücher, Tanzen gegen die Krise und via Video gemachte Sporteinheit… unsere Tage sind mit Aktivitäten gefüllt. Zum Glück solchen, die wir gemeinsam und gerne machen, die ich dann mit der Arbeit verbinden kann. Das entlastet.
Was dort natürlich keine Erwähnung findet, weil es uns ganz persönlich herausfordert, sind die Schularbeiten, die Schwierigkeit, dem Schulkind zu helfen, während das Kitakind sich ausgeschlossen fühlt, die Stimmung bei uns, die Geschwisterdynamik, die nervige Anstrenung Einkauf, Haushalt und dieses ständige Essenmachen zu erledigen und die Tatsache, dass mir als Singel-Mama ein zweiter Erwachsener fehlt. Die Verantwortung ruht auf meinen Schultern.
Fernwärme
Für manche alltäglichen Dinge habe ich mir Unterstützung organisiert, eine begeisterte Köchin werde ich sowieso nicht mehr, also kein Stress, und das Mantra „Es ist, wie es ist und ich leiste, was ich kann – mehr geht eben nicht, was okay ist.“ begleitet mich… Ich bin auch wirklich beeindruckt, wie Menschen die aktuelle Lage für entschleunigende Selbstfindung nutzen, aktiv und produktiv arbeiten und alles mögliche wuppen oder auch nur die Zeit finden, dass so darzustellen.
„Mama, wenn du da bist, habe ich keine Angst.“, sagte das Tochterkind und nahm meine Hand zum Beginn dieser außergewöhnlichen Zeit. Und ich schluckte die Tränen herunter. Das tue ich jetzt öfters. Ich kann nicht die Hand meiner Mama nehmen. Keine Hand eines anderen Erwachsenen, wenn meine Zuversicht und meine Kräfte flackern.
Es tut gut zu wissen, dass da Menschen sind, die an einen denken, gute Gedanken senden. Digitale Verbundenheit. Liebe Worte. Eine Aufforderung zum Tanz gegen die Krise. Verständnis. Mitgefühl. Sogar in greifbarer Form kam hier Post an. Ein Geschenk. Fernwärme ist spürbar und wertvoll. Sie hält mein System am Laufen. Auch, wenn ich sie nur mäßig zurückgeben kann.
Und ich bin den Kindern nah. Halte ihre Hand. Sie halten meine. Das hilft, damit die Ungewissheit, was die Zukunft noch bringen wird, zurücktritt und Platz macht für die Hoffnung. Gemeinsam schaffen wir das. Schaffen eine gute Zeit für uns im Hier und Jetzt. So gut es eben geht. Sonst hätte ich schon aufgegeben.
Doch andere Berührungen fehlen mir. Das merke ich deutlich. Körperliche Nähe. Ich merke meine Bedürftigkeit, die eine neue Dimension bekommt. Einsam und doch nie allein. Der Schatten der Einsamkeit begleitet mich schon viel länger. Doch ich konnte sie schon besser annehmen. Mich treffen mit lieben Menschen, Kollegen umarmen und Freundinnen herzen.
Wie wird das wohl sein am Ende dieser berührungslosen Zeit?
Wie geht es dir dieser Tage?
Anne
Monatslieblinge im März - Rückblick- xmalanderssein
[…] Ende in einem Ausnahmezustand befinden? Es sind außergewöhnliche Zeiten. Wie es uns damit geht, lest ihr HIER. Damit der Blick für das Gute nicht verloren geht, halte ich die Märzhighlights […]
Sari
In der dritten Woche fühle ich mich nun ausgelaugt. Am Anfang ging es noch gut, ich konnte die Kinder gut motivieren, aber so langsam ist die Luft raus und kein Ende in Sicht. Also dran bleiben und optimistisch bleiben. Auch wenn ihr nie ein Problem damit hatte, wenn wir viel unter uns bleiben, fehlen sie mir doch, meine Kontakte. Meine Schwester, meine Freunde, die täglichen Gespräche, wenn ich meine Runde gedreht habe. Und den Kindern fehlen sie noch mehr. Ihre Freunde, die Ablenkung,die Schule und Kita bieten und ich nicht ausgleichen kann.
Wunderpost hört sich großartig an!
Anne
Danke dir für das Teilen deines Erlebens. Ja, die Luft ist raus. Der Ausgleich fehlt. Interaktionen mit Anderen in Echt, Input von Außen, selbst das durch die Gegend flitzen bzw. hetzen fehlt. Die Dynamik. Wir langenweilen uns wirklich nicht, aber es fühlt sich nach Lagerkoller an. Da helfen die Spaziergänge auch nicht. Und ich find es traurig, dass es kein Osterfeuer gibt, kein Ausflug, kein „Hach, endlich Familienzeit“.