keine Rezension zu „Lilium Rubellum“ von Kathrin Schadt
Ich las ein Buch.
Ich las ein Buch. Für mich. Nicht um darüber hier zu schreiben.
Die Empfindungen müssen irgendwo hin. Hier ist ihr Platz. Ich tippe diesen Text. Ich muss nicht. Aber ich will.
In kleinen Rinnsalen verließen Erinnerungstropfen mein Herz.
Ich las ein Buch. Ein handliches rotes Buch.
Der Umschlag gefällt mir nicht. Assoziationen beschwören eine Biologiestunde herauf. Die schwarzen Teile in der Blutbahn wirken wie Makel im reinen Rot.
Ich schlug ein Buch auf. Bereits die ersten Worte wirkten seltsam vertraut.
Mein Herz pochte.
Während ich erkrankt im Bett lag, das Leben um mich seinen gewohnten Gang ging, Fernsehen keine Option war, las ich.
Ich las ein Buch. Mit Unterbrechungen.
Erinnerungsschatten huschten vorüber. Eiskalt am Rücken. Begünstigt durch die Stimmen meiner Lieben vermengte sich mein Erfahrung mit den Worten des lyrischen Werkes. Mitgefühl in drei Akten.
Meine Geschichte. Unsere Geschichte. Wir haben ein Happy End.
Keine pure Glückseligkeit. Und doch nah dran. Erziehungsarbeit. Fragen. Lachen. Hoffen. Ein bisschen Staunen. Ein bisschen Stöhnen. Tag für Tag.
Meine Geschichte. Unsere Geschichte. Das Tochterkind und ich entschieden uns für Leben. Der Herzmann zog mit.
Ich schloss ein Buch. Legte es zur Seite. Weinte.
Ich fühlte ein Buch.
Ich horchte in mich hinein.
Was machen wir aus unserem geschenkten Leben?
Meine Geschichte. Unsere Geschichte. Wir haben ein Happy End.
Meine Tochter wird im Sommer 5 Jahre. Ein Wimpernschlag der Zeit. Zeit, die voranschreitet.
Ich horchte in mich hinein.
Was wäre, wenn der Anfang ein Ende gewesen wäre…
Das Kind, was unter dem Herzen getragen wurde, was wäre, wenn es nur in der mütterlichen Hülle hätte leben können…
Mein Herz pochte.
Zehn plus Null. Dreiundzwanzig und Zwei. Neununddreißig plus Null. Drei Augenaufschläge. Drei Fixpunkte.
Ich horchte in mich hinein.
Wie kann Nähe existieren und Partnerschaft leben, wenn Schatten darüber liegen? Was wird aus dem Wir, wenn…
Mir stockte der Atem.
Und doch sind wir eingelöste Eltern. Wir haben unsere Zeitkarte gestempelt.
das Buch „Lilium Rubellum“
Ich habe kein Sternenkind. Die Diagnose des Tochterkindes ist mit dem Leben vereinbar. Und eigentlich müssten wir den Boden küssen, auf dem das Tochterkind wandelt. Wir müssten die Kinder unentwegt herzen. Wir vergessen im Alltag das Leben nicht selbstverständlich ist.
128 Seiten lassen mich die Kostbarkeit wiedererkennen.
Es handelt sich um eins dieser Bücher, welches die Welt ins rechte Licht rückt. Von „Du bist nicht allein“ bis „So fühlt es sich an“. Von „Ich fühle mit“ zu „Das sollten Botschaftenübermittler und Angehörige lesen um mitzufühlen“.
Jedes Kind ist ein Wunder. Über jedes Kind sollte gesprochen werden. Egal wie kurz seine Dasein war.
Dieses Buch zeigt, wie wertvoll Leben ist. Wie schmerzhaft es sein kann. Wie kurz. Wie bewegt.
Fetozid. Schwangerschaftsabbruch.
Infaust. Wenn mit dem Tod gerechnet wird.
Wenn das Herz aufhört zu schlagen. Neugeborene verstummen.
Was macht es zum Tabuthema? Was lässt uns verstummen?
Sensibilisierung und Feingefühl können unglaublich bereichern.
Fühlt euch eingeladen Erfahrungen zu teilen…
Danke Kathrin Schadt!
Anne
* Lilium Rubellum *
Kathrin Schadt
Edition Voss im Horlemann Verlag
Berlin, 2014
ISBN: 978-3-89502-378-1
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