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Alltagsanekdoten oder so

Alltagsanekdoten oder so

Jeden Tag „passiert“ etwas. Wir erleben. Episoden fädeln sich wie Perlen auf unsere „Alltagskette“. Sie wirken auf uns. Davon möchte ich berichten. Von „nichts“ Besonderem. Von 3 scheinbar unscheinbare Begebenheiten. Von 3 Alltagsanekdoten…

Ausschau halten

Um die fast täglichen Tramfahrten amüsanter zu verleben, haben der Sohn und ich ein Spiel. Wir achten auf das, was an uns vorbeizieht und halten Ausschau nach gelbem fahrbaren Untersatz. Ein gelbes Auto bringt 10 Punkte, ein Taxi 3 Punkte und ein Postfahrzeug 1 Punkt. Je nach Strecke bringt eine S-Bahn 20 und ein Bus 5 Punkte.

So schauen wir also hinaus, rufen, wenn wir etwas sichten, und zählen unsere Punkte. Der Sohn ist da sehr genau. Unser begeisterten Rufe findet die Tochter wenig amüsant. Ganz trocken äußert sie dann und wann zeigend „eine gelbe Jacke, ein gelbes Haus“ oder ähnliches, um uns abzulenken.

Ohne die Kinder in der Tram muss ich mich zusammenreißen, um nicht begeistert „ein gelbes Auto – yeah 10 Punkte“ auszurufen. Das wäre etwas merkwürdig. Mir ist vorher nicht aufgefallen, wieviele gelbe Autos es plötzlich gibt.

auf dem Weg

Neulich lagen da 70€ auf dem Fußgängerweg. Fast wäre ich drauf getreten. Ich hob sie auf. Sah mich um. Ich ging weiter. Fassungslos. Viel Geld. Nicht meins. Ich blieb stehen. Wartete. Wollte wissen, ob jemensch danach sucht. Irgendwo abgeben erschien mir sinnlos. Ich würde 10er daraus machen und sie 7 Menschen, die Straßenfeger verkauften oder Musik machen oder so, geben. Behalten wollte ich es nicht. Obwohl es viel Geld war und ich es gut hätte in neue Schuhe für die Kinder verwandeln können. Doch es war nicht meins. Bei meinen Überlegungen fiel mir ein junger Mann auf. Er lief suchend, den Kopf gesenkt, herum. Er wirkte nicht als könne er den Verlust von 70€ einfach so wegstecken. Das Gesicht sah angespannt aus. Als ich ihm fast wortlos das Geld hinhielt, sah ich die Erleichterung. Meine Vermutung war richtig. Ich ging weiter. Wer weiß, was ich noch finden werde.

im Einkaufswagen

Da stand ein Einkaufswagen auf dem Spielplatz. Neben der Nestschaukel. Beim Trampolin. Ich dachte kurz an meine Einkaufsliste. Betrachte dann das metallene Ding. Fragte mich wie der Einkaufswagen an diesen Ort kam. Er wirkte seltsam an diesem Platz. Zurückgelassen. Gleichzeitig so selbstverständlich einfach da.

Ich saß weder als Jugendliche noch als Erwachsene in so einem Teil und wurde durch die Gegend geschoben. Es gibt jede Menge, was ich nicht tat, weil „man das nicht macht“. Jetzt ist das „in einem Einkaufswagen sitzen und damit herumrollern“ keine Erfahrung, die man unbedingt gemacht haben muss. Aber als „ich mach das jetzt einfach“- Moment war es toll.

Als Mama, deren Kinder auf dem Spielplatz (oder daneben) ihr eigenes Ding machen, kann ich entspannt in einem Einkaufswagen sitzen. Mich über mich amüsieren. Darüber, dass da plötzlich ein Vater von einer Mitschülerin des Tochterkindes gelangweilt auf der Bank sitzt und ich nicht wissen will, was er sich denkt. Mir kommt in den Kopf, dass es keinen Sinn ergeben muss… und ich mehr spaßige Sachen machen möchte.

Ich möchte mehr scheinbar unscheinbare Alltagsanekdoten erleben und wie Perlen betrachten. Ich möchte mehr davon lesen und von Anderen hören. Fühlt euch hiermit aufgefordert! Berichtet mir.

Eure Anne

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