Was bleibt, ist Vermissen…
Wenn das Herz eines Menschen aufgehört hat zu schlagen, wenn sein Körper zur letzen Ruhe gebetet wurde, wenn die Sachen in Kartons oder anderswo verschwunden sind, der Bürokratie genüge getan wurde, wenn Zeit vergangen ist, nimmt das eigene Leben wieder an Fahrt auf.
Es geht weiter. Muss es. Tröstender Alltag. Schließlich sind hier zwei Menschenkinder, die ihre Kindheit mit Lachen, Liebe, Herausforderungen und neuen Erfahrungen erleben wollen und sollen.
Kein zurück. Immer weiter. Erschöpft von den Tagen. Wochen. Trotzdem. Immer weiter. Kein Happy End. Den rasselnden Atem im Ohr. Das eine Bild im Kopf. Nach Geborgenheit sehnend. Nur Momente, die umhüllen.
Das erste Jahr sei das Schwerste. Fest- und Feiertage das erste Mal ohne den Verstorbenen. Sein Fehlen deutlich. Trauerjahr. Keine willkürliche Bezeichnung. Danach wird es leichter. Anders. Hoffentlich. Trauer ist ein Prozess. Ohne Ende?
Unüberwindbare Endgültigkeit. Die gewählte Nummer nicht mehr verfügbar. Gedanken werden ins Universum geschickt.
Auf dem Friedhof. Die Kinder stellen Fragen. Bewundern Grabstellen. Wollen wissen, warum es Urnen und Särge gibt. Sind fasziniert von Grabsteinen. Ziffern und Buchstaben. Zeugen der Zeit. Symbole des Erinnerns.
Was soll auf deine Gedankentafel (meint Gedenktafel, Grabstein)?, fragt mich das Tochterkind. Es ist egal, denke ich. Sage eine Pusteblume. Blinzle die Tränen weg. Lächle. Lasse mich umhüllen von ihrem Geplapper. Mitreißen auf ihren Weg. Springe weiter von Moment zu Moment.
Das Vermissen bleibt.
Anne
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