„anders“ als dritte Option? Lesezeit #18 – Jill ist anders
BuzzFeed News berichtete kürzlich, dass die dritte Option wohl nicht, wie von Verbänden gefordert, „inter“ oder „divers“ lauten wird. Neben männlich und weiblich würde dann „anders“ als dritte Geschlechtskategorie auftauchen. Auch die weiteren Anliegen scheinen hinter den Erwartungen zu bleiben. Transgeschlechtliche Personen finden keine Beachtung, die Schublade“Krankeit“ bliebe bestehen und das Operationsverbot ist nicht in Sicht.
Austausch wäre hier wohl das Zauberwort. Vielleicht ist es das immer. Fachverbände jedenfalls wünschen sich mehr Gehör.
Miteinander reden. Nicht über. Als Gesprächsgrundlage kann ich das folgende Kinderbuch empfehlen. Ich entdeckte es bei der didacta und durfte ein Rezensionsexemplar mitnehmen.
Jill ist anders
ein Kinderbuch zur Intersexualität
Jill kommt neu in die Regenbogen-Kindergartengruppe. Die Kinder sind neugierig. Ein Mädchen fragt: „Ist Jill eigentlich ein Mädchen oder ein Junge?“. Darauf gibt es keine eindeutige Antwort. In den nächsten Tagen wird der Kindergarten gezeigt, gespielt und die Gruppe beschäftigt sich mit der Überlegung: Was kennzeichnet Junge oder Mädchen? Auch Begriffe wie Hermaphrodit werden besprochen. Am Ende stellen alle fest, dass jeder anders ist und sie zusammenpassen wie die Farben des Regenbogens.
Kinderbücher sind bei gewichtigen und sensiblen Themen oft nicht nur für Kinder eine lesenswerte Lektüre.
Wir können die Kindergruppe begleiten. Die Kinder stellen Fragen, die Erwachsenen sicher auch durch den Kopf gehen. Das Ins-Gespräch-Kommen ist wichtig. Es zeigt das Interesse am Anderen.
Es ist schön, dass in Zeiten des „hellblau-rosa“ Marketings ein Kinderbuch entstand, welches offenbart, dass es mehr gibt als Junge- oder Mädchen- sein.
Das Heft mit seinen 44 Seiten sensibilisiert. Zu Jills Geschichte gibt es noch für Menschen, die mit Kindergruppen arbeiten oder sich eben mit Intersexualität auseinandersetzen (wollen), ausführliche Handreichungen sowie Verweise auf Weitereführendes (Links, Filme&Bücher).
Männlich? Weiblich? Anders?
Ich weiß nicht, ob „anders“ als dritte Option, die passende Wahl ist. Auf der einen Seite lässt es Raum. Auf der anderen Seite ist es ein Sammelbegriff der als Gegenteil von Normalität verstanden wird und mitunter ein schlechtes Image trägt.
Ich kann nur hoffen, dass die dritte Option ein Gewinn an Möglichkeiten darstellen wird und nicht zur Zwangsoption (für meine Tochter) mutiert.
Der Gesetzgeber jedenfalls hat noch ordentlich zu tun.
Vielleicht passt der Titel „Jill ist anders“ bald noch mal mehr zur heutigen Zeit, wo wir uns aufgemacht haben, dass „Andere“ zuerkennen. Anzuerkennen.
Anne
IntersexualitätJill ist andersKinderbuch
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