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Mädchen, Mädchen

Mädchen, Mädchen

Das bin ich! 

Jedes Kind entwickelt eine eigene Identität. Und bekanntermaßen sind die ersten Lebensjahre dabei prägend. In dieser Zeit entdecken sie sich selbst. Es ist toll zu sehen, wie sich ein Baby immer und immerfort über dieses auftauchende Dinge freut und die Stirn in Falten zieht, wenn es verschwindent. Dieses Ding ist im übrigen sein Fuß. Das weiß das Baby nur noch nicht. Wissen Kinder dann, was zu ihnen gehört und wie sie selbst funktionieren, geht es weiter. Im wahrsten Sinne des Wortes – werden die motorischen Möglichkeiten wie Greifen, Stehen und eben Gehen beherrscht, geht es an die Weltentdeckung. Dabei lernen Kinder eine ganze Menge und entwickeln sich. Eine Sache wird in diesem Zusammenhang und in etwa ab 2 Jahren im Besonderen besprochen, ausgelebt und verglichen: die Geschlechtszugehörigkeit.

Typisch Mädchen – typisch Junge 

Mit Puppen spielend, brav, ruhig und zurückhaltend das schöne Kleid nicht schmutzig machend und sich die langen Haare zu Zöpfen flechten lassend – so sind Mädchen, die von rosa Einhörnern träumen. 
Mit ihren Autos spielend, wild, laut und stürmisch die Hosen und Shirts mit Flecken beschmutzend und sich durch die kurzen Haare struwelnd – so sind Jungen, die von blauen Robotern träumen. 
Oder etwa nicht? 
Geschlechterklischees gibt es. Und sind wir mal ehrlich, wahrscheinlich gibt es sie nicht ohne Grund. Mädchen und Jungen unterscheiden sich und jedes Geschlecht hat so seine Eigenheiten und ersichtlichen Merkmale. Das ist nunmal so. 

Identitätsentwicklung und 

Mädchen sein

„Ich bin ein Mädchen.“ Unzählige Male habe ich diese Aussage schon bejaht. Weitere nicht zählbare Male habe ich Krümelie bestätigt, dass Papa und Krümel keine Mädchen sind. Das war und ist wichtig für sie. Mit ihren drei Jahren entspricht sie auch einigen Mädchen- Klischees. So möchte sie zum Beispiel lieber zwei Zöpfe, weil das hübscher aussehe. Die Haare sind sowieso ein Thema für sich. Ständig werden wir auf „die schönen Löckchen“ und die wohl schwierige Pflege angesprochen. 
Ein weiterer Klassiker wird von Krümelie bedient. Wenn sie ein Kleid trägt, freut sie sich, dreht sich erstmal einige Mal im Kreis und hüpft, damit sich der Rock bewegt. Sie geht dann auch ganz stolz in den Kindergarten und weißt andere Eltern, Kinder und die Erzieher auf ihr schickes Kleid hin. 

Krümelie hat
verinnerlicht, wie sie heißt, weiß, wo sie wohnt und wer zu ihrer
Familie zählt. Sie hat ein gutes Körpergefühl entwickelt und weiß, was
zu ihr gehört. Sie kann all diese Dinge auch verständlich sprachlich
formulieren. Sie kann aber noch vielmehr ausdrücken und zeigt uns ihren eigenen Geschmack.  

„Mama, ich brauch neue
Schuhe. Rote. Ich brauch neue, rote Schuhe.“, teilte sie mir mit.
Ich nehme die Information auf und hinterfrage: „Drücken deine Schuhe?
Passen sie nicht mehr an die Füße?“. Ich sorge mich um die schmerzenden
Tochterfüße. „Nein, die anderen Schuhe sind alt. Ich brauche neue.“ Ich
überlege noch, was ich davon halten soll, da ertönt: „Für das blaue
Kleid.“. 
Ihre Lieblingsfarbe ist
(noch) BLAU. Das freut uns als Eltern sehr. Wir sind nicht so „scharf“
auf die „Rosa Prinzessinnen-Phase“. Aber natürlich braucht sie rote Schuhe zum blauen Kleid. Was sonst, bitte?

Im Gegensatz zu dem „Blau vor Rosa“ merken wir an anderer Stelle „das typische Mädchen“. Die junge Dame braucht nämlich nicht nur rote Schuhe. Sie braucht auch eine Tasche (zum Glück keine neue). Und lackierte Fingernägel. Die Reste des ersten Nagellacks durfte ich auch nicht entfernen.

Krümelie entwickelt ihre eigene Persönlichkeit (weiter), probiert sich aus, trägt auch viel von besagtem „Mädchen-Sein“ in ihr Spiel hinein. In ihren Rollenspielen kümmert sie sich liebevoll um ihre Puppe Bara. Diese wird getragen, gewickelt oder gestillt. Sie wird gut versorgt und für ihre Unterhaltung (die arme Bara darf sich ja nicht langweilen) wird gesorgt. So begleitet uns Bara öfters und, falls sie müde wird, darf sie auch zu Krümel in den Wagen.

Rollen werden ausgefüllt und nachgespielt – sehr beliebt sind Verkaufs-, Friseur-, Essens- und Schlafensszenen. Wir (der Herzmann, ich und Krümel) werden dann von der vielseitigen Krümelie dirigiert, bekommen Dinge angeboten, die Haare gekämmt, werden zugedeckt oder müssen Suppe kosten. Häufig erleben wir, wie sie unsere Handlungen und Formulierungen imitiert. Zum Beispiel bekundete sie mir ihr Mitgefühl, weil ich leider ganz viele „Fuselmäuse“ in den Haaren hätte und es deswegen wohl zippen wird. Aber ich das schon schaffe. Bevor ich die Wohnung verlasse, werfe ich einen Blick in den Spiegel. Wenn wir zu Viert gehen, frage ich den Herzmann, ob ich so gehen kann. Macht Mädchen doch so, oder? 😉 Dazu muss ich sagen, dass ich seit Krümelie da ist, die Wohnung schon mit fleckigen Shirts oder Farbe im Gesicht verlassen habe. Und deswegen diese Angewohnheiten angenommen habe. Und Krümelie ahmt das nach. 

Krümelie ist ein Mädchen. Auf dem Weg zum „Das bin ich“ setzt sie sich damit auseinander. Sie vergleicht und unterscheidet. Eine Zeitlang hat sie bei jeder Bahnfahrt die ein- und aussteigenden Leute mit „eine Frau“ oder „ein Mann“ betitelt. Ich schätze, sie hat optische Merkmale „abgespeichert“. Ich muss dazu sagen, dass es dabei zu einigen Verwechslungen kam. Und Krümelie diese nicht besonders leise verkündete. Das ist: aus Irrtümern lernen. Peinlich sowieso nur für Mama.

Mit ihren drei Jahren hat Krümelie schon viel über sich gelernt. Sie hat eine Vorstellung davon bekommen, was und wie ein Mädchen ist. Und jetzt probiert sie sich aus zum Beispiel mit schönen Zöpfen, Kleidern, fürsorglichen Rollen und, und, und. Das ist so und das ist gut so. Ich bin gespannt, was für Facetten wir noch erleben werden. 

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